AGCS ruft zur Zusammenarbeit bei der Bewältigung der D&O- und Cyber-Herausforderungen in Deutschland auf

Deutsche Versicherungsmanager sollten in diesem Jahr nicht mit einer spürbaren Verbesserung des D&O-Versicherungsmarktes rechnen. Denn die Versicherer sehen sich mit einem höchst unsicheren rechtlichen und wirtschaftlichen Umfeld konfrontiert, das durch die anhaltenden Auswirkungen von Covid-19, einen erwarteten Anstieg der Insolvenzen, zunehmende Rechtsstreitigkeiten und Schadenersatzansprüche sowie jüngste regulatorische Initiativen in Deutschland und ganz Europa geprägt ist, so Stephan Geis, Regional Head of Financial Lines, AGCS Zentral- und Osteuropa.

Mitglieder des GVNW haben sich lautstark über die brachialen Ausmaße der jüngsten Marktverhärtung beklagt. Ein führender deutscher Versicherungsmanager bezeichnete den dramatischen Preisanstieg und den Kapazitätsabbau insbesondere im D&O-Markt während der jährlichen Financial Lines und Cyber-Konferenz des Verbandes in der vergangenen Woche als „Massakrierung“.

Stephan Geis sagte gegenüber Commercial Risk, dass Versicherer und ihre Kunden auf dem deutschen D&O-Markt in der Tat eine „schwierige“ Zeit durchleben und dass es kaum Hoffnung auf eine spürbare Verbesserung der Bedingungen bei den kommenden Erneuerungen gibt. Auch die Aussichten für den Cyber-Versicherungsmarkt sind für alle herausfordernd, da Vorfälle und Schäden weiter zunehmen und der Markt sich auf die systemische Bedrohung in dieser Sparte einstellt, fügte er hinzu.

Stephan Geis sagte jedoch auch, dass AGCS sich intensiv bemüht habe, die D&O-Erneuerungen so früh wie möglich im Jahr 2020 zu beginnen, um vernünftige Verhandlungen zu ermöglichen und böse Überraschungen zu vermeiden.

Die Botschaft für deutsche Versicherungsnehmer bei den anstehenden Erneuerungen für D&O- und Cyber-Deckungen ist eindeutig: Sammeln Sie so viele relevante Informationen wie möglich, beginnen Sie frühzeitig mit Gesprächen und seien Sie transparent, um sich die bestmöglichen Konditionen zu sichern.

„Die Pandemie hat die Situation in den Financial Lines und insbesondere im ohnehin schon angespannten D&O-Versicherungssegment weiter verschärft. Wir bewerten jedes einzelne D&O-Risiko sehr genau. Insbesondere prüfen wir das Insolvenzrisiko und die finanziellen Auswirkungen der Pandemie auf ein bestimmtes Unternehmen oder eine Branche, aber auch Aspekte wie Krisenmanagement, Börsennotierungen, einen US-Bezug des Versicherungsnehmers oder mögliche Haftungsrisiken aus Offenlegungspflichten börsennotierter Unternehmen im Zusammenhang mit Covid-19. Bei vielen Unternehmen herrscht derzeit eine große Unsicherheit über die zukünftigen Geschäftsaussichten, was verständlich, aber für jeden D&O-Versicherer auch schwierig ist“, so Stephan Geis gegenüber Commercial Risk.

„In diesem herausfordernden Marktumfeld bemühen wir uns um Fairness, offene Kommunikation und Transparenz. Wir informieren unsere Kunden so früh wie möglich über Änderungen bei Formulierungen, Kapazitäten oder hinsichtlich unserer Risikobereitschaft. Wir haben 75 % unserer Erneuerungsangebote oder -indikationen für das Jahresende 2020 bereits im vergangenen Sommer an unsere Kunden übermittelt – also mehrere Monate im Voraus, um mehrere Verhandlungsrunden und eingehende Diskussionen zu ermöglichen“, fügte er hinzu.

Stephan Geis wollte sich nicht konkret zur Kapazitätshöhe äußern, die AGCS im Jahr 2021 für D&O-Versicherungen bereitstellen wird. Aber seine Kommentare deuten darauf hin, dass Versicherungsmanager nicht erwarten sollten, dass in diesem Jahr die Kapazitäten im Markt stark ansteigen, um von den teilweise drastisch gestiegenen Prämien zu profitieren. Etablierte D&O-Versicherer erholen sich noch immer von der langanhaltenden Marktschwäche und blicken nervös auf die neuesten Trends.

„Im vergangenen Jahr sind die Prämien für D&O-Versicherungen in Deutschland allgemein angestiegen, teilweise sogar erheblich, während insbesondere für große Risiken weniger Kapazität zur Verfügung steht. Gerade bei Neuabschlüssen sind viele Versicherer sehr zurückhaltend. Als globaler D&O-Versicherer ist AGCS weiterhin bestrebt, partnerschaftlich mit seinen Kunden zusammenzuarbeiten, um nachhaltige Lösungen für alle Beteiligten zu erreichen“, sagte er.

„Während sich der Markt in vielen anderen Sparten und Versicherungssegmenten nicht gradlinig verhärtet, ist dieser Trend im Bereich der D&O-Versicherungen klar erkennbar. Viele Versicherer verdauen immer noch die Auswirkungen der unzureichenden Prämien und der steigenden Risiken und Schadentrends der Vorjahre. Hinzu kommt eine große Unsicherheit in Bezug auf zukünftige Risikoeinschätzungen, insbesondere hinsichtlich der Auswirkungen von Covid-19 auf die Wirtschaft im Allgemeinen und auf bestimmte Branchen. In Kombination mit vielen „bekannten Unbekannten“ wie dem Klimawandel, Cyber-Risiken oder Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) hat dies zu einer großen Nervosität in diesem Versicherungssegment geführt“, so Stephan Geis weiter.

Ein Hauptgrund für diese Nervosität bei D&O-Versicherern wie AGCS ist das äußerst unsichere Schadenumfeld, das sich aus den schlechten Schadenbilanzen der letzten Zeit in diesem Sektor ergibt.

„D&O-Schäden sind in Deutschland nach wie vor auf hohem Niveau, was auch die Statistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) belegt. Geschäftsführer und leitende Angestellte werden zunehmend in Haftung genommen, und es gibt eine wachsende Zahl von Ermittlungsverfahren und Rechtsstreitigkeiten, oft im Zusammenhang mit Compliance-Versäumnissen“, sagte Stephan Geis.

„Drohende Insolvenzwarnungen inmitten der Pandemie gehören zu den wichtigsten Sorgen der deutschen D&O-Versicherungsbranche, da die Insolvenz eine der häufigsten Ursachen für D&O-Schäden ist. Insolvenzverwalter versuchen in der Regel, Ausfälle bei den Geschäftsführern einzufordern. Der Höhepunkt kommt erst noch in der zweiten Jahreshälfte 2021, wenn die negativen Auswirkungen der schwachen Konjunktur während des Lockdowns und das Auslaufen staatlicher Förderprogramme voll zum Tragen kommen“, fügte er hinzu.

Cyber-Versicherungen sind derzeit ebenfalls ein schwieriger Markt für das deutsche Versicherungsmanagement, da die Prämien schnell steigen und die Kapazitäten in einer Zeit wachsender Nachfrage zurückgehen. AGCS und die übrigen Anbieter sehen Cyber eindeutig als große Chance, langfristig Neugeschäft aufzubauen, aber die jüngsten Trends zwingen zu einem vorsichtigeren Ansatz mit einer selektiveren Herangehensweise im Hinblick auf das Kapazitätsangebot.

„Cyber ist laut dem Allianz Risk Barometer 2021 eines der größten Geschäftsrisiken weltweit. Wir sehen einen stetigen Anstieg von Cyber-Schäden weltweit – getrieben durch die zunehmende Digitalisierung und IT-Schwachstellen aufgrund der Verlagerung zu Remote-Arbeiten/Operationen während der Pandemie sowie immer ausgeklügeltere Cyber-Angriffsmuster. Der Anstieg von Ransomware-Angriffen ist besonders besorgniserregend, da diese Angriffe immer gezielter erfolgen und die Lösegeldforderungen steigen. In 2020 verzeichneten AGCS und andere Versicherer einen neuen Höchststand von 980 gemeldeten Cyber-Schadensfällen gegenüber etwa 800 in 2019“, erklärte Stephan Geis.

„In diesem Umfeld verfolgen wir einen vorsichtigen Underwriting-Ansatz, um sicherzustellen, dass wir langfristig ein nachhaltiger Partner für unsere Kunden sein können. Wir bewerten jedes Risiko individuell und konzentrieren uns dabei stark auf den IT-Reifegrad eines Unternehmens. Wir bieten weiterhin erhebliche Cyber-Deckungskapazitäten an, allerdings weniger als in den Anfangsjahren des deutschen Cyber-Versicherungsmarktes. Außerdem passen wir die Bedingungen an, um den steigenden Ransomware-Risiken zu begegnen. Wir verwalten unser regionales Cyber-Engagement sorgfältig als Teil des globalen Portfolios, wobei wir potenzielle Kumulrisiken durch Cyber-Katastrophenereignisse berücksichtigen und eine vollständige Transparenz stiller Cyber-Risiken in traditionellen Industrieversicherungspolicen anstreben“, sagte er.

Wie viele andere Marktteilnehmer verlagert auch AGCS seinen Schwerpunkt auf Risikomanagement- und Schadenskontrollmaßnahmen und -dienstleistungen, um dem unsicheren Umfeld zu begegnen, erklärte Stephan Geis und verwies beispielhaft auf die kürzlich angekündigte Zusammenarbeit von AGCS mit Google und Munich Re.

„Wir verbessern laufend unsere Fähigkeiten, die sich verändernden Cyber-Risiken zu erfassen, um neue Trends frühzeitig zu erkennen und unsere Kunden besser zu unterstützen. Wir arbeiten zum Beispiel mit Partnern wie Bitsight zusammen und nutzen sowohl interne als auch externe Daten zur Überwachung von Hackeraktivitäten im Dark Web. In unserer Underwriting-Strategie berücksichtigen wir auch die sich verändernden Cyber-Risiken in Unternehmen. Durch unsere neue Cyber-Versicherungslösung mit Google Cloud und Munich Re in den USA sind wir im Hinblick auf Erkennung und Management neu entstehender Risiken im Zusammenhang mit der zunehmenden Cloud-Nutzung weiterhin führend und tragen dazu bei, einen nachhaltigen Cyber-Versicherungsmarkt zu schaffen“, sagte er.

Stephan Geis sagte, dass AGCS seine Versicherungsnehmer zunehmend dabei unterstützt, Cyber-Risiken zu minimieren, indem AGCS ihre IT-Infrastruktur überprüft und bei Bedarf Verbesserungen zur Erhöhung des IT-Reifegrads und der Cybersicherheit empfiehlt. Außerdem teilt und veröffentlicht AGCS praktische Richtlinien und Checklisten zur Verbesserung der IT-Sicherheit bei der Remote-Arbeit im Pandemie-Umfeld, sagte er.

„Cyber-Angriffe sollten Teil einer jeden Business-Continuity-Planung sein. Wir bieten unsere Expertise und Best-Practice-Ansätze zur Entwicklung von Cyber-Krisenmanagementplänen an und führen auch Schulungen und Testläufe durch. Der Schutz vor Cyberrisiken erfordert einen stark funktionsübergreifenden und partnerschaftlichen Ansatz – sowohl innerhalb eines Unternehmens als auch gemeinsam mit externen Partnern. Aus diesem Grund ist die Allianz Mitglied der Charter of Trust, der weltweit ersten gemeinsamen Charta für Cybersicherheit, der viele Unternehmen angehören. Sie fordert verbindliche Regeln und Standards, um Vertrauen in die Cybersicherheit aufzubauen und die Digitalisierung weiter voranzutreiben“, so Stephan Geis abschließend.

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