Deutsche Risikomanager sind von Versicherern nach Renewal alles andere als begeistert

Die führenden Industrie- und Spezialversicherer konnten ihren Ruf bei den wichtigsten deutschen Kunden seit dem vergangenen Jahr nicht verbessern, denn für Versicherungsnehmer ist es in wichtigen Segmenten wie D&O und Cyber offenbar nach wie vor schwierig, adäquate Kapazitäten zu fairen Preisen zu finden; dies geht aus einer aktuellen Umfrage des Gesamtverbands der versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW) hervor.

Der GVNW vertritt Risiko- und Versicherungsmanager aus vielen der führenden deutschen Unternehmen. In der Umfrage zum Renewal 2021/2022 fand der Verband heraus, dass die Mitglieder mit den Versicherern erneut sehr unzufrieden sind, insbesondere in Bezug auf das Angebot – oder in bestimmten Fällen das fehlende Angebot –, in Bezug auf ungerechtfertigte Prämienerhöhungen, zusätzliche Deckungseinschränkungen und schlechte Kommunikation.

Damit hat sich seit der vorangegangenen Umfrage des GVNW nicht viel verbessert: Die Unzufriedenheit ist ungefähr so groß wie im Vorjahr. Rund 92 Prozent der Befragten berichten von Prämienerhöhungen, bei 81 Prozent wurde die Deckungssumme gesenkt. Rund 77 Prozent gaben Deckungseinschränkungen und -ausschlüsse an, 71 Prozent berichteten von geringeren und neuen Sublimiten – ein Punkt, der bei der aktuellen Umfrage erstmals abgefragt wurde.

Rund 70 Prozent meldeten eine schlechtere Verfügbarkeit von Versicherungsdeckungen als im Vorjahr. Die einzigen Verbesserungen gab es bei den Punkten Kommunikation und Schadenregulierung.

In der Gesamtbewertung der Industrieversicherer gab es keine große Verbesserung: Der Anteil der GVNW-Mitglieder, die die Reputation der Industrieversicherer als „befriedigend“ einstuften, stieg nur leicht von 47 auf 57,3 Prozent. Rund 23,6 Prozent stuften sie als „schlecht“ ein (gegenüber 25,3 Prozent im Vorjahr), und 19,1% als „gut“ oder „sehr gut“ (nach 24,2 Prozent im Vorjahr).

Die Makler schnitten einigermaßen gut ab und kommen offenbar auch bei großen Unternehmen, die ihren Maklerbedarf traditionell intern organisiert haben, häufiger zum Einsatz. Dies dürfte daran liegen, dass es zunehmend auch um knappe Kapazitäten auf internationalen Märkten wie London geht.

Rund 36 Prozent der Befragten stuften ihre Makler als „gut“ ein, 13,5 Prozent sogar als „sehr gut“. Im vergangenen Jahr hatten 27,7 Prozent „gut“ und 19,3 Prozent „sehr gut“ angegeben.

12,4 Prozent stuften ihre Makler als „befriedigend“ ein (nach 12 Prozent im Vorjahr), und der Anteil derer, die ihre Makler für „schlecht“ halten, ist von 2,4 auf 4,5 Prozent gestiegen. Der Anteil der GVNW-Mitglieder, die keine Makler involviert haben, fiel von 38,6 auf 33,6 Prozent.

Die Umfrage enthielt auch spezifische Fragen zur Höhe von Prämienerhöhungen in wichtigen Bereichen; dabei gab es bei D&O- und Cyber-Versicherungen die erschreckendsten Antworten, und es gibt Hinweise darauf, dass der Markt für viele nach wie vor schwierig ist.

Bei Cyber-Versicherungen verzeichneten rund 26,7 Prozent der Befragten Prämienerhöhungen von 0 bis 50 Prozent; 22,1 Prozent mussten 50 bis 100 Prozent mehr zahlen, 8,1 Prozent meldeten 100 bis 200 Prozent, 4,7 Prozent 200 bis 300 Prozent, und schockierende 3,5 Prozent hatten es doch tatsächlich mit Prämienerhöhungen von mehr als 300 Prozent zu tun. Der Anteil derer, die keine Versicherung abgeschlossen haben, stieg von 31,6 Prozent im Vorjahr auf 34,9 Prozent.

Unter Berücksichtigung der Schadenquote im versicherten Cyber-Geschäft scheinen die Prämienerhöhungen jedoch nicht gerechtfertigt zu sein. Rund 92,8 Prozent meldeten eine Schadenquote von weniger als 40 Prozent; 1,8 Prozent meldeten 40 bis 60 Prozent, und 5,4 Prozent gaben eine Schadenquote von mehr als 100 Prozent an. Diese Werte liegen ungefähr auf Vorjahresniveau.

Bei D&O-Versicherungen meldeten rund 64,6 Prozent der Befragten Prämienerhöhungen von 0 bis 50 Prozent, 19,5 Prozent akzeptierten Preissteigerungen von 50 bis 100 Prozent, und 12,2 Prozent hatten Erhöhungen von mehr als 100 Prozent. In diesem Versicherungsbereich lag die Schadenquote bei 89,4 Prozent der Befragten unter 40 Prozent.

Der GVNW fragte seine Mitglieder auch, ob eine Nachhaltigkeitspolitik der Industrieversicherer die Renewalverhandlungen erschwert hat. Ungefähr 79,5 Prozent sagten „nein“, aber ein relativ großer Anteil von 20,5 Prozent beantwortet diese Frage mit „ja“.

Die Umfrageergebnisse geben der GVNW-Führung wieder einmal reichlich Grund, im September beim jährlichen Symposiums des Verbands in München vom Versicherungsmarkt eine Rechtfertigung des anhaltend harten Kurses zu fordern.

Es ist außerdem davon auszugehen, dass die Versicherungsmanager deutscher Unternehmen im Lauf des Jahres intensiver nach alternativen Selbstversicherungs- und Captive-Lösungen suchen werden.

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