Deutsche Unternehmen sehen sich in 2Q einem schwierigeren Versicherungsmarkt ausgesetzt als die europäischen Wettbewerber

Der deutsche gewerbliche Versicherungsmarkt erwies sich laut der jüngsten Aon-Analyse im zweiten Quartal als besonders schwierig für die Versicherungsnehmer, vor allem in den Bereichen Cyber, D&O und Kfz-Flotten.

Der Versicherungsmakler stufte den deutschen Markt angesichts eines durchschnittlichen Prämienanstiegs zwischen 11 % und 30 % in dem Quartal als schwierig ein. Dies ist ein stärkerer Anstieg als in anderen führenden EMEA-Ländern, deren Marktdynamik von Aon untersucht wurde. Die durchschnittlichen Prämienzuwächse im Vereinigten Königreich, in Italien, in den Niederlanden und auf der iberischen Halbinsel fielen allesamt moderat aus und bewegten sich zwischen 1% und 10%.

Laut Aon waren die deutschen Cyber-, D&O- und Kfz-Sparten in 2Q besonders herausfordernd.

Nach Angaben Aons stiegen die Prämien für Cyber-Deckungen am stärksten, nämlich um mehr als 30 %. Dieser Durchschnittswert verschleiert jedoch die noch schlechteren Nachrichten für multinationale Unternehmen, die die härtesten Bedingungen und manchmal dreistellige Prämienerhöhungen hinnehmen mussten.

Aon sagte, dass die Cyber-Kapazitäten für deutsche Versicherungsnehmer in Q2 weiterhin stark begrenzt waren, wobei das Underwriting strikt und rigoros war, während die Informationsanforderungen der Versicherer weiter zunahmen.

„Die Versicherer verhielten sich unverändert konservativ und zeigten wenig bis keine Flexibilität beim Underwriting“, so der Makler.

Als Reaktion auf die steigenden Schadenaufwendungen verringerten die Versicherer die Deckungskapazitäten für Cyber-Risiken und legten den Schwerpunkt auf die Begrenzung der Einzelrisikobelastung. Die Selbstbehalte gingen dagegen nach oben, insbesondere beim Schutz vor Ransomware.

Gleichzeitig wurde die Cyber-Deckung für deutsche Cyber-Risiken im zweiten Quartal eingeschränkt, wobei sich die Versicherer auf Territorial- und Kriegsausschlüsse konzentrierten.

Aon rechnet damit, dass der deutsche Cyber-Markt im übrigen Jahresverlauf bei unveränderten Bedingungen schwierig bleiben wird. Allerdings sollte sich laut Aon die Lage auch nicht verschlechtern, weshalb der Ausblick für diese Sparte verhalten ausfällt.

Nach Angaben des Maklers stiegen die Prämien für deutsche D&O-Risiken in Q2 zwischen 11% und 30%. Der Prämienzuwachs hat sich im Berichtszeitraum leicht abgeschwächt, außer in Fällen, in denen sich die Risikoprofile ausgeweitet bzw. verschlechtert haben.

„Der Markt hat sich in Q2 weiter abgeschwächt, obwohl die Bedingungen wegen des Inflationsdrucks und der Unsicherheit im Zusammenhang mit den geopolitischen Ereignissen in Osteuropa schwierig blieben. Der Appetit der Versicherer auf Neugeschäft nahm zu, auch wenn die Anforderungen an das Underwriting hoch blieben“, erklärte Aon.

Aon schätzte die Kapazität des D&O-Marktes als ausreichend und das Underwriting als umsichtig ein. Die Limite und Selbstbehalte blieben unverändert und die Deckung stabil. „Auslaufende Deckungen wurden in den meisten Fällen wieder gewährt; allerdings nahmen die Deckungseinschränkungen im Zusammenhang mit geopolitischen Faktoren in Q2 zu“, so Aon.

Der Makler sieht weiterhin schwierige Aussichten für deutsche D&O-Versicherungsnehmer. „Die Marktbedingungen sind zwar günstiger geworden, aber sie bleiben herausfordernd. Zusätzliche Limits könnten verfügbar werden, wenn der Appetit steigt und mehr Kapazität verfügbar wird“, so Aon.

Die Kfz-Sparte wurde in Q2 ebenfalls als herausfordernd eingestuft.

Aon sagte, dass die Marktbedingungen im Berichtszeitraum schwieriger wurden, bedingt durch die Auswirkungen von Covid-19, Produktknappheit, Marktschließungen in China, Inflation und geopolitische Ereignisse in Osteuropa.

Die Prämien stiegen zwischen 1 % und 10 %, da die Reparaturkosten zunahmen, aber die Kapazitäten waren angemessen und für die meisten Risiken ausreichend.

Laut Aon wurden die Kfz-Versicherer in Q2 konservativer und vorsichtiger, das Underwriting wurde strenger. Die Deckungssummen blieben unverändert, aber die Selbstbehalte wurden häufiger erhöht, so der Makler.

Positiv war hingegen, dass der Versicherungsschutz ausgeweitet wurde, da die Versicherten auf flexiblere Bedingungen drängten, um das steigende Technologierisiko in diesem Sektor abzudecken.

In Zukunft erwartet Aon, dass die deutsche Kfz-Sparte eine Herausforderung bleiben wird. „Die Prämien werden wahrscheinlich weiter steigen, da die hohe Inflation, die geopolitischen Ereignisse in Osteuropa und andere Themen die Unsicherheit der Versicherer erhöhen“, so Aon.

Aon vergab für die Entwicklung der Haftpflicht-Sparte in Deutschland eine befriedigende Note für Q2, auch wenn sich die Lage für Versicherungsnehmer nicht mehr so einfach darstellt wie früher.

Die Prämien stiegen zwischen 11 % und 30 %, was vor allem auf den Inflationsdruck zurückzuführen war. Der Markt für große und komplexe Risiken war jedoch besonders schwierig.

„Die Marktbedingungen für mittelgroße Risiken blieben günstig. Größere und komplexe Risiken hatten mit schwierigeren Bedingungen zu kämpfen, da die Versicherer bei der Preisgestaltung und den angebotenen Bedingungen konservativer waren“, so Aon.

Der Makler erklärte, dass die Deckungskapazität der deutschen Haftpflichtversicherer stabil geblieben und für die meisten Risiken verfügbar gewesen sei, obwohl einige Versicherer ihre Risiken verringert und ihr Sparten-Angebot verkleinert hätten.

Das Underwriting war sehr umsichtig, aber bei großen und komplexen Risiken wurde erneut ein strengerer Ansatz verfolgt. Produktrückrufe und Produkthaftung stellten weiterhin die größten Herausforderungen für das Underwriting dar.

Die deutschen Haftungsobergrenzen blieben in Q2 unverändert, aber die Selbstbehalte stiegen. Die Deckungssummen blieben stabil, obwohl die Versicherer die Deckung für komplexe Risiken überprüften. Einige Versicherer haben Cyber-Ausschlüsse vorgeschrieben, erklärte Aon.

Der Makler geht davon aus, dass die derzeitigen moderaten Bedingungen in der Haftplicht-Sparte anhalten werden. „Der Appetit auf mittelgroße Risiken mit geringer Komplexität wird groß bleiben, da die Versicherer weiterhin nach Wachstum in diesem Bereich streben. Die Underwriting-Prüfung dürfte sich verschärfen, insbesondere bei großen oder komplexen Risiken. Die Inflation wird wahrscheinlich weiterhin zu Prämienerhöhungen führen“, so der Bericht.

Die Bedingungen am deutschen Markt für Sachversicherungen wurden in Q2 ebenfalls als moderat beschrieben, da sie sich nach den schwierigen Zeiten nach dem großen Hochwasser im Jahr 2021 stabilisierten.

Die Prämien stiegen zwischen 1 % und 10 %, wobei dieses Mal die Bedingungen für kleine und mittlere Risiken schwieriger wurden, da sich die Versicherer auf ihre Rentabilität konzentrierten.

Laut Aon gab es in Deutschland in Q2 reichlich Deckungskapazitäten in der Sachversicherungs-Sparte, wobei internationale Anbieter in der Lage waren, die von lokalen Versicherern hinterlassenen Lücken zu füllen.

Das Underwriting blieb umsichtig, und in den meisten Fällen wurden detaillierte Underwriting-Informationen verlangt. In problematischen Branchen kann es jedoch zu einem Kapazitätsabbau oder einer Verringerung der Zeichnungsbereitschaft gekommen sein, so Aon.

Die Deckungsobergrenzen für Sachversicherungen blieben unverändert, wobei in den meisten Fällen auslaufende Deckungsobergrenzen erneuert wurden. Die Selbstbehalte wurden erhöht, um Prämienerhöhungen auszugleichen, und die Deckungskapazitäten blieben stabil, wobei Beschränkungen nur fallweise verhängt wurden, erklärte Aon.

Der Ausblick für den deutschen Sachversicherungsmarkt ist verhalten, und es wird erwartet, dass sich die vorherrschenden Marktbedingungen im übrigen Jahresverlauf nicht ändern werden.

„Mittelgroße Risiken werden voraussichtlich weiterhin weniger profitabel sein als größere Risiken, so dass die Versicherer ihre mittelgroßen Portfolios laufend überprüfen und neu bewerten werden“, so der Makler.

Von den im Aon-Bericht untersuchten Märkten wies der Markt für Kreditversicherungen aus Sicht deutscher Versicherungsnehmer in Q2 die besten Bedingungen auf.

Die Marktbedingungen waren insgesamt stabil, da die Versicherer im Preiswettbewerb standen. Die Prämien blieben konstant, wobei größere oder gut laufende Risiken von Prämiensenkungen profitierten. Die Deckungskapazitäten für Kreditrisiken blieben ausreichend und Rückversicherungskapazitäten waren weiterhin verfügbar. Die Deckungsobergrenzen blieben unverändert.

„Die Kosten stiegen im 2. Quartal, insbesondere für bestimmte Sektoren, bedingt durch die Ereignisse in Osteuropa und die Inflation. Infolgedessen wurden von den Versicherungsnehmern zusätzliche Deckungsobergrenzen gefordert. In einigen Fällen waren die Versicherer in der Lage, diesen Ersuchen nachzukommen; in vielen Fällen blieben die Obergrenzen jedoch unverändert“, so Aon.

Auch der Selbstbehalt bei Kreditversicherungen blieb unverändert und die Deckungskapazität stabil, erklärte der Makler.

Die Zukunft sieht für Versicherungsnehmer nicht gerade rosig aus. Aon geht davon aus, dass der Markt schwierig werden wird, da Insolvenzen und Kreditrisiken zunehmen werden, was die Deckungsobergrenzen unter Druck setzen wird.

„Eine Schadeneskalation wird sich voraussichtlich auf das Underwriting auswirken und einige Erneuerungen schwieriger machen“, so Aon.

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