Deutsche Versicherer unterstützen Abkehr von billiger russischer Energie

Die deutsche Versicherungswirtschaft unterstützt die verstärkten Anstrengungen zur Verringerung der Abhängigkeit von russischer Energie zugunsten erneuerbarer Energien, wie führende Vertreter der Branche auf dem jüngst abgehaltenen Frühjahrsforum des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft in Berlin erklärten.

GDV-Präsident Wolfgang Weiler begrüßte die verschiedenen von der Bundesregierung im Koalitionsvertrag vereinbarten Klimaschutz-Vorhaben.

Hierzu zählen der massive Ausbau erneuerbarer Energien, ein „Klimacheck“ in Gesetzesvorhaben, die Vereinfachung von Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie die Aktivierung privaten Kapitals für die angekündigten Transformationsprojekte.

„Alle diese Maßnahmen finden unsere uneingeschränkte Unterstützung“, sagte Weiler. Er unterstrich zugleich die Bereitschaft der Versicherer, die zentralen Transformationsprojekte mitzufinanzieren.

Yvonne Zwick, Vorstandsvorsitzende des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management, betonte, dass die Marktmacht der Versicherer enorm sei, so der GDV.

Zwischen 15 und 20 Prozent des global verwalteten Vermögens entfalle auf die Branche. Daher halte sie auch die Ausweitung der EU-Nachhaltigkeitsberichtspflichten auf kleinere Unternehmen für „sinnvoll“.

Harald Epple, Vorstand der Gothaer Versicherungen aus Köln, betonte, dass diese nicht nur auf die Versicherer zukommenden Verpflichtungen für eine nachhaltige Unternehmensführung unabdingbar seien. „Nur was messbar ist, ist auch steuerbar. Das funktioniert nur über die Berichterstattung“, sagte er. Diese könne auch eine Standardisierung bringen, „die wir als Kapitalanleger unbedingt brauchen“ , fügte Epple laut einem Bericht des GDV hinzu.

Gleichzeitig fordert die deutsche Versicherungswirtschaft mehr Anstrengungen bei der Klimafolgenanpassung, nicht zuletzt durch praktische Schadenpräventionsmaßnahmen und die Förderung eines stärkeren Bewusstseins für die Notwendigkeit eines angemessenen Versicherungsschutzes.

Die Versicherungswirtschaft allein könne die Herausforderungen nicht lösen, betonte Sabine Krummenerl, Vorständin der Provinzial Versicherung. „Wir müssen an den Ursachen arbeiten, das heißt auch mehr Aufklärung und mehr Prävention“, sagte sie.

Die Provinzial war von den Überschwemmungen nach dem Sturm Bernd im vergangenen Jahr stark betroffen. Der Sturm verursachte im vergangenen Sommer geschätzte Schäden von mehr als 761,3 Millionen Euro.

Um die Menschen für die wachsende Gefahr extremer Wetterereignisse zu sensibilisieren, könnte beispielsweise ein Naturgefahrenportal helfen, wie es Österreich aufgebaut habe, so Krummenerl. Denn trotz mehrerer Aufklärungskampagnen der Versicherer, insbesondere seit der Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr, sind in Deutschland nur 50 % der Hausbesitzer gegen Schäden durch Überschwemmungen oder Starkregen abgesichert.

„Eine höhere Versicherungsdichte ist wünschenswert“, sagte auch Christian Meyer-Seitz vom Bundesjustizministerium. Er bezeichnete die Vorschläge der Versicherer als „interessanten Denkanstoß“.

Nach der verheerenden Flut im vergangenen Jahr hatte der GDV ein Modell vorgelegt, wie sich die Elementarschadenabdeckung hierzulande deutlich erhöhen ließe. Der GDV schlug vor, den Schutz vor Starkregen- und Überschwemmungsschäden künftig obligatorisch in neuen Wohngebäudeversicherungen anzubieten und bestehende Verträge entsprechend umzustellen.

Kunden, die den Baustein nicht möchten, müssten ihn aktiv abwählen. Meyer-Seitz bezeichnete dieses sogenannte Opt-out als milderes Mittel als eine Pflichtversicherung, wie sie in der Politik teilweise nach den Überschwemmungen des vergangenen Jahres diskutiert wurde.

Doch für das Opt-out-Modell müsste der Gesetzgeber erst den notwendigen Rechtsrahmen schaffen, betonte Krummenerl. Sie stellte zugleich klar, dass das Branchenkonzept eingebettet sein müsse in eine integrierte Anpassungsstrategie: „Nötig ist beispielsweise ein gesetzliches Bauverbot in Überschwemmungsgebieten“, fügte sie hinzu.

Omid Nouripour, Co-Vorsitzender von Bündnis90/Die Grünen, wies darauf hin, dass seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs Sicherheits- und Energiepolitik enger miteinander verknüpft sind denn je.

„Wir wollen schnellstmöglich wegkommen von den fossilen Energien und den politischen Abhängigkeiten“, sagte er und unterstrich, dass sich ein Geschäftsmodell aus billiger russischer Energie nicht mehr trage. Für eine günstige Energieversorgung seien Erneuerbare die einzige Alternative. „Bis 2035 wollen wir die Energieversorgung zu 100 Prozent aus erneuerbaren decken“, sagte Nouripour.

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