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Deutscher Markt vor einem perfekten Sturm der Risiken 

Barbara Klimaszewski-Blettner, Leiterin des Deutschland-Geschäfts bei HDI Global, im Gespräch mit Commercial Risk Europe

Deutsche Unternehmen und ihre Risikomanager sehen sich anhaltenden Herausforderungen gegenüber: vom Ukraine-Krieg über Naturgefahren bis hin zum erhöhten Risiko eines Cyberangriffs. Darüber sprach Barbara Klimaszewski-Blettner, Managing Director Deutschland bei HDI Global, im Rahmen des deutschen Teils der diesjährigen Risk Frontiers Europe Survey mit Liz Booth.

Cyber-Risiken stehen weiterhin ganz oben auf der Agenda der deutschen Risikomanager, was auf eine Zunahme von Cyber-Angriffen im Zuge der Pandemie sowie die Zunahme mobilen Arbeitens zurückzuführen sei.

Klimaszewski-Blettner sagte, es sei nicht mehr die Frage “ob”, sondern “wann” Unternehmen Opfer eines Cyberangriffs werden.

„Unsere Erfahrung ist, dass es immer noch viele Unternehmen gibt, die nicht aufgewacht sind und die sich nicht ausreichend mit Cyber-Risiken auseinandergesetzt haben. Einige scheinen es erst ernst zu nehmen, wenn sie bereits einen Angriff erlitten haben. Wir können nur Kunden eine Cyber-Versicherung anbieten, die ein klares Risikobewusstsein und eine gewisse Reife in Bezug auf ihr Sicherheitsniveau haben“, sagte sie.

Gleichzeitig seien die deutschen Unternehmen nach den schweren Überschwemmungen im letzten Sommer auch bezüglich steigender Natcat-Risiken sensibilisiert. „Vor zehn Jahren ging es um seltene, aber schwerwiegende Risiken. Jetzt geht es um häufiger auftretende und schwerwiegende Risiken.“

In diesem Zusammenhang stünden auch Risiken bei den Lieferketten infolge von Pandemie und Krieg in der Ukraine.

Nimmt man die rapide steigenden Energiepreise hinzu, ist es kein Wunder, dass sowohl Natcat- als auch Lieferkettenrisiken Betriebsunterbrechungpolicen unter Druck setzen. Hier entstehe ein perfekter Sturm für Risikomanager, weil BU-Policen in der Regel einen physischen Auslöser benötigen, um einen Anspruch geltend machen zu können.

Die gute Nachricht für Risikomanager sei, dass all die gegenwärtigen Ungewissheiten und Bedenken ihnen in ihren Unternehmen ein stärkeres Profil verleihen, als dies noch vor fünf bis zehn Jahren der Fall war.

„Meiner Meinung nach haben Risikomanager die wirklich wichtige Aufgabe, die Risikolandschaft im Blick zu behalten. Sie müssen ‚das Undenkbare denken‘, und sie haben eine viel größere Verantwortung auf ihrem Schreibtisch“, so Klimaszewski-Blettner.

Aus Sicht der Versicherer gibt es ebenfalls gute Nachrichten: „Die Unternehmen sind offener für die Diskussion möglicher künftiger Risikoszenarien. Die Versicherungsbranche hat zum Beispiel schon immer über das Risiko einer Pandemie gesprochen, aber jetzt hören die Kunden genauer hin, wenn wir über zukünftige Risiken sprechen.“

ESG sei das jüngste Beispiel dafür, fügte Klimaszewski-Blettner hinzu. “Wir sprachen erfreulicherweise im Rahmen der letzten Erneuerungsrunde darüber.“ Unternehmen und ihre Versicherer hätten noch viel zu klären, fügte sie hinzu, aber es sei gut, dem Thema Aufmerksamkeit zu schenken.

Einige dieser Diskussionen gehen über die Versicherer und ihre Kunden hinaus. So hat die Pandemie in ganz Europa Gespräche zwischen Regierungen und Industrie über die Notwendigkeit von Versicherungspools als ultimative Absicherung ausgelöst.

Laut Klimaszewski-Blettner führe die deutsche Versicherungswirtschaft über den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Gespräche, die dann an die Regierung weitergegeben werden können. Die derzeitige Energiekrise sei einer dieser Fälle, bei denen Gespräche auf allen Ebenen geführt würden, für die die Versicherungswirtschaft aber nicht unbedingt eine Lösung anbieten könne, die über die Regulierung anderer Schäden, die höhere Kosten verursachen, hinausgehe.

All dies führt zurück zur jüngsten Erneuerungsrunde, mit der Risikomanager und ihre Versicherer konfrontiert sind. Klimaszewski-Blettner ist der Ansicht, dass Transparenz für Risikomanager, die das Beste aus den Renewals herausholen wollen, von entscheidender Bedeutung sein wird – und die Anforderung, weit vorauszudenken.

Im deutschen Markt läutet der 1. Januar die große Erneuerungssaison ein. Laut Klimaszewski-Blettner hat HDI Global bereits Gespräche mit Kunden aufgenommen – und einige Kunden haben bereits erfolgreich erneuert.

„Wir müssen eine vertrauensvolle Beziehung haben, wenn wir in diese Gespräche gehen“, sagte sie. „Viele Kunden haben das zu uns. Sie verstehen, dass wir ausreichend Geld verdienen müssen, um ein nachhaltiger, langfristiger Partner für die Übernahme ihrer Risiken zu sein. Außerdem müssen wir ansprechen, wie viel Risiko die Kunden selbst behalten sollten.“

Der harte Markt ist immer noch da und es gibt keine Anzeichen dafür, dass er sich auflöst – nicht zuletzt wegen der gestiegenen Schadenkosten und der Notwendigkeit, einen nachhaltigen Geschäftsbestand zu erhalten.

„Die Schadeninflation ist das größte Thema. Sie ist unglaublich hoch und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie sich kurzfristig ändert. Wir sehen die gestiegenen Kosten sofort auf der Schadenseite, und wenn wir sie jetzt nicht in die Prämien einkalkulieren, wird es für uns schwierig sein, ein langfristig rentables Geschäft aufrechtzuerhalten und unsere Kunden weiterhin zu unterstützen“, fügte Klimaszewski-Blettner hinzu.

Im Großen und Ganzen nutzen die meisten deutschen Unternehmen weiterhin den traditionellen Markt, anstatt die Gründung eigener Captives zu wagen. „In den letzten Jahren gab es viele Machbarkeitsstudien in Bezug auf Captives“, so Klimaszewski-Blettner, „und es besteht ein großes Interesse an dieser alternativen Form des Risikotransfers. Aber es gibt viel zu bedenken, bevor sich die Unternehmen endgültig entscheiden. Diejenigen, die bereits eine Captive haben, neigen dazu, mehr Risiken in diese zu verlagern.“

Bei den internationalen Programmen herrsche gewohnter Betrieb, betonte sie. Angesichts des Krieges zwischen Russland und der Ukraine sei HDI Global besonders stolz darauf, Kundenwünsche zu bedienen und Stabilität zu bieten. Als führender Versicherer sei man für mehr als 5.000 internationale Programme weltweit tätig.

„Wir werden den Versicherungsschutz nicht von heute auf morgen einstellen, auch nicht für diejenigen, die in Russland tätig sind. Stattdessen arbeiten wir eng mit unseren Kunden zusammen, um eine Lösung zu finden, die für sie funktioniert und die eine Deckung oder einen geordneten Ausstieg ermöglicht. Wir versuchen immer, einen Weg zu finden.”

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