GDV schätzt versicherte deutsche Hochwasserschäden auf bis zu 5 Mrd. €

Die Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, die der Sturm Bernd in der vergangenen Woche in Deutschland verursacht hat, werden die Versicherer voraussichtlich zwischen 4 und 5 Milliarden € kosten und das Jahr 2021 zum schadenträchtigsten Jahr für die deutsche Versicherungswirtschaft seit 2002 machen, so der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Die versicherten Schäden in Sachsen und Bayern sind in dieser ersten Schätzung noch nicht enthalten. Der GDV will nächste Woche eine aktualisierte Schadenschätzung vorlegen. Die zerstörte Infrastruktur erschwere derzeit Kommunikation und Besichtigung der Schäden vor Ort, so der Verband weiter.

„Wir rechnen momentan mit versicherten Schäden in Höhe von 4 bis 5 Milliarden €“, sagte der Hauptgeschäftsführer des GDV, Jörg Asmussen. „Die Schäden dürften sogar noch über denen des August-Hochwassers im Jahr 2002 von 4,65 Milliarden € liegen. Tief „Bernd“ gehört damit zu den verheerendsten Unwettern der jüngeren Vergangenheit“, so Asmussen.

In der vergangenen Woche kamen mehr als 170 Menschen bei der Flutkatastrophe in Deutschland ums Leben, Tausende galten als vermisst.

Deutschland und andere Länder Mitteleuropas wurden in diesem Jahr bereits von schweren Unwettern heimgesucht. Aon sagte letzte Woche, dass die Versicherungswirtschaft wegen der Stürme zwischen dem 17. und 30. Juni mit Kosten in Höhe von 4,5 Mrd. Dollar rechnen muss.

Laut Aon verursachten diese Unwetterphasen die höchsten jemals verzeichneten versicherten Schäden in Österreich, der Schweiz und der Tschechischen Republik, während sie für die deutsche Versicherungswirtschaft die zweitteuersten waren.

Nach Angaben des GDV hatten Starkregen und Hagel im Juni einen geschätzten versicherten Schaden von 1,7 Milliarden € verursacht.

Nach den Schäden des Sturms Bernd wird dieses Jahr laut GDV für seine Mitgliedsunternehmen so kostenintensiv werden wie seit 2002 nicht mehr.

„Insgesamt dürfte dieses Jahr mit Stürmen, Überschwemmung, Starkregen und Hagel zum schadenträchtigsten Jahr seit 2002 werden“, sagte Jörg Asmussen. Damals lag der in Deutschland versicherte Unwetterschaden bei 10,9 Milliarden €.

AM Best erklärte, die disziplinierte Preisgestaltung der deutschen Versicherer bedeute, dass sie trotz möglicher Rekordschäden durch Naturkatastrophen in diesem Jahr gut gerüstet sein sollten, um höhere wetterbedingte Schäden auffangen zu können.

Fitch schätzt, dass die Netto-Combined Ratio der deutschen Versicherer in diesem Jahr aufgrund der jüngsten Hochwasserschäden um fünf Prozentpunkte ansteigen könnte. Das Unternehmen rechnet damit, dass die Combined Ratio der Versicherungswirtschaft im Jahr 2021 über den ursprünglich prognostizierten 94 %, aber immer noch unter 100 % liegen wird.

AM Best glaubt, dass die jüngsten Schadensereignisse, wie auch die Schäden zu Beginn des Jahres, die Debatte in Deutschland über die Schaffung einer staatlich geförderten Katastrophenversicherung im Gegensatz zu einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden neu entfachen werden.

Die Ratingagentur führte aus, dass es in Deutschland im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern keine entsprechende Versicherungslösung gibt und das Hochwasserrisiko in den Standardpolicen für Industrie, Gewerbe und Hauseigentümer ausgeschlossen ist.

Jörg Asmussen äußerte sich zurückhaltend zu einer möglichen Pflichtversicherung gegen Elementarschäden. „Als einzelnes Instrument lehnen wir sie ab, weil sie den Anreiz nimmt, sich gegen Flut- und andere Extremwetterrisiken abzusichern. Sie wäre allenfalls dann sinnvoll, wenn sie in ein neues Gesamtkonzept für Flächen- und Bauplanung sowie den Katastrophenschutz eingebunden wäre“, so Asmussen

Die Bundesregierung wird zunächst bis zu 200 Millionen € Soforthilfe zur Bewältigung der Hochwasserschäden bereitstellen. Hinzu kommen mindestens 250 Millionen € von den Bundesländern.

Laut Jörg Asmussen arbeiten die Versicherer seit Tagen unter Hockdruck an der Schadenbegutachtung und -regulierung in den betroffenen Gebieten.

„Wir tun alles, um pragmatisch und effizient zu helfen, damit die Schäden unserer Kundinnen und Kunden schnell und unkompliziert bearbeitet werden können. Meine Gedanken sind bei den Menschen, die Angehörige und Freunde verloren haben und denen, die um Ihr Hab und Gut bangen“, fügte er hinzu.

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