GVNW-Umfrage bestätigt ramponierten Ruf der Industrieversicherer

Die aktuelle Mitgliederbefragung des Gesamtverbandes der Versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW) hat den enormen Reputationsverlust der deutschen Industrieversicherer während der jüngsten Marktverhärtung eindeutig bestätigt. Ein erschreckend hoher Anteil von 85 % der 100 GVNW-Mitgliedsunternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, bewertete den Ruf der Industrieversicherer bei den jüngsten Erneuerungen zum Jahresende als „sehr schlecht“ oder „schlecht“ (6 %).

Nur 10 % der Umfrageteilnehmer bewerteten ihren Versicherer mit „befriedigend“ und 5 % mit „gut“. Keiner der Versicherungsmanager, von denen viele für führende deutsche Unternehmen arbeiten, bewertete seinen Versicherer als „sehr gut“.

Die Makler wurden von einigen Risiko- und Versicherungsmanagern in Europa dafür kritisiert, dass sie ihre Interessen während der jüngsten harten und manchmal auch brutalen Erneuerungsrunden nicht ausreichend gewahrt hätten.

Dennoch schneiden die Makler in der GVNW-Umfrage deutlich besser ab als die Versicherer: 31 % bewerten sie als „sehr gut“, 45 % als „gut“ und 20 % als „befriedigend“. Nur 4 % der Teilnehmer bewerteten die Makler als „schlecht“.

Die GVNW-Mitgliedsunternehmen werden ihre Strategien für die kommenden Erneuerungen im Jahr 2021 aufgrund der schwierigen Marktbedingungen anpassen. Dabei werden sie laut Umfrageergebnis noch stärker auf ihre Makler zurückgreifen, denn die Versicherungsmanager suchen aktiv nach neuen Alternativen zum herkömmlichen Versicherungsschutz.

Die deutschen Versicherungsmanager wurden gefragt, wie sie ihre Strategie für die Erneuerungsrunde 2021 aufgrund des sich verschärfenden Marktumfelds anpassen würden, und die Ergebnisse waren wie folgt:

  • Den Erneuerungsprozess früher als üblich beginnen – 75 %;
  • Die Partnerschaft mit dem Versicherer ausbauen, indem mehr Daten und Informationen bereitgestellt werden – 52,5 %;
  • Die Investitionen in Risikomanagement-Initiativen erhöhen – 38,8 %; und
  • Alternative Risikotransferlösungen prüfen, z. B. den Einsatz von Captives, parametrische Trigger und/oder Kapitalmarktlösungen – 66,3 %.

Auf der virtuellen jährlichen GVNW-Fachtagung Cyber und Financial Lines am 15./16. März standen D&O und Cyber eindeutig im Vordergrund der Diskussion. Die GVNW-Mitgliedsunternehmen sind von dem Vorgehen der Versicherer in diesen Kernsparten, die naturgemäß die größte Aufmerksamkeit bei Vorständen, CEO und CFO finden, besonders enttäuscht.

Alexander Mahnke, Vorstandsvorsitzender des Verbandes, sagte, dass die Versicherer ihre Vorgehensweise bei den kommenden Erneuerungen gründlich überdenken müssen, oder sie riskieren, auf lange Sicht wichtiges Geschäft zu verlieren. Das belegen auch die Ergebnisse der zuletzt veröffentlichten Umfrage.

So berichteten 66 % der Umfrageteilnehmer bei der letzten Erneuerung von Prämienerhöhungen in der D&O-Versicherung von 20 % oder mehr. Etwa 19 % mussten Erhöhungen zwischen 50 % und 100 % und 15 % über 100 % hinnehmen.

96 % der GVNW-Mitgliedersunternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, gaben dagegen an, dass sie eine Schadenquote von 50 % oder weniger verzeichneten. Nur 4 % berichteten über eine Schadenquote von mehr als 50 %.

Die Mitgliedsunternehmen berichteten, dass sie höhere Selbstbehalte in der D&O-Versicherung (6,6 %), reduzierte Kapazitäten und Limite (36,8 %) und zusätzliche restriktive Klauseln in Bereichen wie Sanktionen und Pandemierisiken (38,2 %) akzeptieren mussten.

Der Hauptgrund, warum Versicherungsmanager keinen starken Prämienanstieg in der D&O-Versicherung (wie auch in allen anderen in der Umfrage erfassten Sparten) zustimmen mussten, war, dass die Unternehmen mehrjährige Versicherungsverträge abgeschlossen hatten (67 %) oder die Prämien bereits bei der vorangegangenen Erneuerung erhöht wurden (11 %).

Der Cyber-Markt war laut Umfrageergebnis nicht so angespannt wie der D&O-Markt, aber immer noch schwierig. Etwa 35 % der Mitgliedsunternehmen berichteten über Prämienerhöhungen von weniger als 20 % und weitere 35 % über Erhöhungen von 20-50 %. Etwa 2 % gaben an, dass sie Erhöhungen von 50-100 % hinnehmen mussten und 9 % berichteten von Erhöhungen über 100 %.

Auch hier scheinen die Schadenquoten nicht in Einklang mit den Prämienanpassungen zu stehen. Etwa 88 % der Umfrageteilnehmer meldeten Schadenquoten von weniger als 50 % und nur 6 % berichteten von einer Schadenquote von über 100 %. Knapp die Hälfte der Befragten meldete neue Einschränkungen im Deckungsangebot: 22,2 % nahmen höhere Selbstbehalte in Kauf, 20,4 % berichteten von verringerter Kapazität und niedrigeren Limits und 29,6 % mussten zusätzliche Klauseln akzeptieren.

Überraschenderweise gaben 96 % der Versicherungsmanager, die an der Umfrage teilgenommen haben, an, dass sie jetzt eine eigenständige Cyber-Deckung abschließen, anstatt sie als Erweiterung in ihr Kernprogramm für Sach- und Haftpflichtversicherungen einzubetten.

Aber nur 35 % von ihnen gaben an, dass stille Cyber-Elemente bisher explizit ausgeschlossen oder angepasst wurden.

Die gleichen Trends, die bei D&O und Cyber zu beobachten waren, wurden auch für die anderen Hauptsparten – Sach, Haftpflicht, Transport und Maschinen sowie Betriebsunterbrechung – gemeldet, wenn auch weniger ausgeprägt.

Die deutschen Industrieversicherer haben in den letzten beiden Erneuerungsrunden eine besonders harte Haltung eingenommen, wobei sich der Schwerpunkt auf D&O und Cyber verlagert hat, was sich in den dargestellten Umfrageergebnissen widerspiegelt.

Diese harte Haltung und die oft mangelhafte Kommunikation mit Kunden und Maklern hat allerdings dazu geführt, dass Deutschlands Versicherungsmanager und ihre Vorgesetzten ein sehr negatives Meinungsbild über die Versicherer haben. Es wird einige Zeit und Mühe kosten, den Trend umzukehren und mehr Prämien aus dem Versicherungsmarkt in alternative Lösungen zu lenken.

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