GVNW-Vorstandsvorsitzender Mahnke erneuert Forderung staatlicher Beteiligung an Versicherungslösungen für systemische Risiken

Alexander Mahnke, Vorstandsvorsitzender des Gesamtverbandes der versicherungsnehmenden Wirtschaft e.V. (GVNW), hat in seiner Eröffnungsrede des jährlichen GVNW-Symposiums die Forderung nach der Schaffung einer Public Private Partnership (PPP) zur Bewältigung künftiger systemischer Krisen wie der Covid-19-Pandemie erneuert.

Die weltweite Ausbreitung von Covid-19 zeigt, dass Pandemien ein unversicherbares Risiko darstellen, zumindest unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen.

Alexander Mahnke vertrat die Ansicht, dass der pauschale und reaktive Ansatz der deutschen Regierung, das Problem mit finanziellen Hilfen zu bekämpfen, durch eine Zusammenarbeit mit dem Versicherungssektor verbessert werden könnte.

Laut Mahnke könnten die Versicherer Risikoanalysen und Mechanismen zur Risikostreuung einbringen, und damit die Bereitstellung öffentlicher Finanzhilfen ergänzen.

Darüber hinaus könnten der öffentliche und der private Sektor auch in den Sparten Cyberrisiken und Naturkatastrophen zusammenarbeiten, fügte er hinzu.

Alexander Mahnke: „Leider besteht ein denkbares und realistisches Szenario, dass ein Cyberschaden ganze Industrien und damit grosse Teile Deutschlands treffen kann.“

Dieses Bewusstsein hat die Versicherer dazu gebracht, Risiken zu umgehen, indem sie Deckungsausschlüsse aufgenommen und Cyberrisiken aus der Betriebsunterbrechungsversicherung ausgeschlossen haben. Der GVNW lehnt diese Vorgehensweise ab.

Führende Branchenvertreter haben diese Woche gegenüber Commercial Risk Europe bestätigt, dass den GVNW-Mitgliedern eine weitere schwierige Erneuerungsrunde für Cyberversicherungen bevorsteht.

Mahnke forderte die Versicherer auf, innovative Produkte zu entwickeln anstatt Risiken zu meiden und aktiv mit dem Unternehmenssektor zusammenzuarbeiten, um neue und versicherbare Risikomanagementlösungen zu entwickeln.

Nach den verheerenden Überschwemmungen im Juli sind Naturkatastrophen in Deutschland ein großes Thema. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schätzt die Schäden durch Hagel und Hochwasser auf 11,5 Milliarden €.

Das hat natürlich Spuren in den Bilanzen der Versicherer hinterlassen. Mit der zunehmenden Häufigkeit von Naturkatastrophen werden die Schäden, ähnlich wie bei Pandemien und Cyberangriffen, den Rahmen der Versicherbarkeit sprengen, zumindest den der privaten Versicherungswirtschaft.

Das PPP-Modell gibt es in Deutschland bereits für die Absicherung von Terrorrisiken. Angesichts der heutigen Risikolandschaft müssen jetzt die Risikokompetenzen der Versicherer mit den finanziellen Möglichkeiten des öffentlichen Sektors optimal kombiniert werden.

Mahnke hob zudem hervor, dass der GVNW und der Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) im vergangenen Jahr an ihre Regierung herangetreten seien, um Gespräche über dieses Thema zu führen, allerdings mit wenig Erfolg bisher.

Der GVNW wird dieses Thema deshalb in der Kommunikation mit der neuen deutschen Regierung nach den Bundestagswahlen Ende September als eine seiner Prioritäten betrachten.

Mit Bezug auf die Erneuerungsrunde für Industrieversicherungen im vergangenen Jahr blieb Alexander Mahnke bei dem Argument, dass Versicherungen zweckmäßig sein müssen.

D&O- und Cyber-Deckungen waren mit Steigerungen zwischen 25 % und 35 % maßgeblich für den Anstieg der Prämien verantwortlich. Außerdem sanken die Deckungssummen in der D&O-Versicherung in einigen Fällen von 24 Millionen €auf 10 Millionen €.

Mahnke warnte vor „plötzlichen und brutalen Vertragsanpassungen, da diese ein Reputationsrisiko für die Versicherer mit sich bringen“.

Er forderte die Industrieversicherer daher auf, ihre Vorgehensweise zu überprüfen und ihre Antwortzeiten zu verkürzen, um eine Wiederholung der unbefriedigenden Erneuerungsrunde zu vermeiden.

Alexander Mahnke forderte Versicherungskunden und -anbieter außerdem auf, ihre Zusammenarbeit schneller und kosteneffizienter zu gestalten, vor allem durch eine stärkere Digitalisierung. Er identifizierte zudem Verbesserungsmöglichkeiten in der zeitnahen Kommunikation von Trends.

Das Thema Nachhaltigkeit steht dieses Jahr im Mittelpunkt des Symposiums. Natürlich im Zusammenhang mit der Umwelt, insbesondere mit dem Klimawandel. Über diese Themen hinaus geht es aber auch um nachhaltige Geschäftsmodelle und eine konstruktive Zusammenarbeit, sowohl zwischen den Akteuren des privaten Sektors als auch zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor.

Alexander Mahnke schloss seine Ausführungen mit der Feststellung, dass es wichtig für die Versicherer sei, Lehren aus den jüngsten Erfahrungen zu ziehen und diese Lehren anzuwenden, um auch in Zukunft ihren Geschäftszweck erfüllen zu können.

Back to top button