Hannover Re profitiert trotz Ukraine-bedingter Unsicherheit von günstigem Marktumfeld

Hannover Re konnte trotz unerwartet hoher Naturkatastrophenschäden, höherer Rückstellungen für eventuelle Belastungen aus dem Krieg in der Ukraine und weiterer Pandemieschäden gute Geschäftszahlen für das erste Quartal 2022 melden; dies lag vor allem an anhaltenden Zinssteigerungen, einem Anstieg des Prämienvolumens und einer guten Kapitalanlagerendite.

Der deutsche Rückversicherer erneuerte zum 1. April 2022 das Geschäft im asiatisch-pazifischen Raum und in Nordamerika sowie Teile des Spezialgeschäfts. „Die Verhandlungen resultierten in einem deutlichen Wachstum zu verbesserten Preisen. Das Prämienvolumen erhöhte sich um insgesamt 17,4 Prozent. Der inflations- und risikoadjustierte Preisanstieg des erneuerten Geschäfts betrug 3,7 %“, teilte das Unternehmen mit und lieferte damit Risikomanagern in Europa und weltweit weitere Hinweise darauf, dass das schwierige Marktumfeld noch nicht überwunden ist.

Jean-Jacques Henchoz, CEO der Hannover Re, betonte bei der Präsentation der Geschäftszahlen, Versicherer und Rückversicherer könnten sich aktuell aufgrund der hohen Unsicherheit nicht entspannen.

„Während das Leid, das Russland im Krieg gegen die Ukraine ausgelöst hat, uns alle bestürzt, lassen sich die wirtschaftlichen Folgen aus heutiger Sicht noch nicht konkret beziffern“, sagte er.

„Neben möglichen Folgen aus dem Ukrainekrieg hatten wir in den ersten drei Monaten des Jahres zahlreiche Naturkatastrophen und weitere Pandemiebelastungen in der Personen-Rückversicherung zu verarbeiten. Dabei konnten wir erneut die Qualität unseres Risiko- und Kapitalmanagements unter Beweis stellen und unseren Kunden als verlässlicher Partner zur Seite stehen“, so Henchoz weiter.

Die anhaltend angespannten Bedingungen am Markt haben der Hannover Re geholfen, im abgelaufenen Quartal beeindruckende Brutto- und Nettoprämien zu verzeichnen. Die gebuchten Bruttoprämien stiegen um 19,5 Prozent auf 9,3 Mrd. Euro, nachdem sie im Vorjahreszeitraum bei 7,8 Mrd. Euro gelegen hatten. Die verdienten Nettoprämien stiegen um 17,9 Prozent von 5,7 Mrd. Euro im Vorjahr auf 6,7 Mrd. Euro in diesem Jahr.

Die Belastung aus Großschäden erreichte im ersten Quartal 2022 336 Mio. Euro, nachdem im Vorjahr 193 Mio. Euro zu Buche gestanden hatten; damit lag der Wert über dem veranschlagten Erwartungswert von 284 Mio. Euro.

Der größte Einzelschaden waren die durch schwere Regenfälle verursachten Überflutungen in Australien mit einer Nettobelastung von 186 Mio. Euro. Das Sturmtief „Ylenia/Zeynep“ in Europa kostete 124 Mio. Euro, und das nach einem Brand gesunkene Frachtschiff „Felilicy Ace“ verursachte eine Belastung von 14 Mio. Euro.

Für mögliche Belastungen aus dem Krieg in der Ukraine hat die Hannover Re eine zusätzliche pauschale Rückstellung in Höhe eines niedrigen dreistelligen Mio.-Euro-Betrags gebildet.

Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote der Schaden- und Unfall-Rückversicherung verbesserte sich im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 96,2 Prozent auf 99,5 Prozent und lag damit über dem Zielwert von 96 Prozent. Der Nettogewinn in der Schaden- und Unfallrückversicherung belief sich auf 177 Mio. Euro, nachdem im Vorjahr 261 Mio. Euro zu verzeichnen gewesen waren.

Wie die Hannover Re mitteilte, blieb die Pandemie in den Bereichen Leben und Kranken das „bestimmende Thema“, insbesondere in Bezug auf Mortalitätsdeckungen. Erwartungsgemäß entstanden Hannover Re im ersten Quartal weitere, im Lauf des Quartals jedoch „zunehmend rückläufige“ Pandemie-bezogene Belastungen in Höhe von 123 Mio. Euro, wie das Unternehmen mitteilte.

Trotz des anhaltenden Niedrigzinsumfelds meldete der Rückversicherer ein „sehr erfreuliches“ Kapitalanlageergebnis. Das Ergebnis der ordentlichen Kapitalanlageerträge ohne Depotzinsen betrug insgesamt 397 Mio. EUR, während im Vorjahreszeitraum 310 Mio. EUR zu verzeichnen gewesen waren.

Zur weiteren Entwicklung sagte Henchoz, der Ausblick sei durch den Krieg in der Ukraine mit großer Unsicherheit behaftet, er gehe aber davon aus, dass das Unternehmen die selbst gesteckten Ziele erreicht.

„Auch, wenn es noch einige Zeit dauern wird, bis sich die Folgen des Krieges für Erst- und Rückversicherer konkret beziffern lassen, haben wir mit den zusätzlichen Rückstellungen im ersten Quartal bereits eine Vorsorge getroffen. Trotz aller Unsicherheiten bin ich aufgrund unserer hohen Resilienz und starken Ertragskraft nach wie vor zuversichtlich, dass wir unsere für das Gesamtjahr gesetzten Ziele erreichen“, sagte der CEO.

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