Klimaschützer kritisieren Öl- und Gas-Investments von Munich Re und wollen Vorstand abwählen lassen

Klimaschützer haben die Aktionäre der Munich Re aufgefordert, den Vorstand des Rückversicherers bei der Jahreshauptversammlung nicht zu entlasten; Hintergrund ist die Linie des Konzerns bei Öl- und Gasinvestments. Die Munich Re hat sich anders als die Wettbewerber Swiss Re und Hannover Re noch nicht verpflichtet, keine neuen Erdöl- und Erdgasprojekte mehr zu versichern oder mit Investitionen zu unterstützen.

Die Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisation Urgewald und der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen haben bei der Jahreshauptversammlung zum Tagesordnungspunkt „Entlastung des Vorstands“ einen Gegenantrag vorgelegt; darin heißt es: „Der Vorstand der Münchener Rück AG kommt weiterhin nicht hinreichend seiner Verantwortung nach, wirksamere Maßnahmen für den Klimaschutz umzusetzen.“

Regine Richter, die sich bei Urgewald auf Kampagnen zu Versicherungen spezialisiert, kritisierte die Munich Re dafür, zwar vor der Klimakatastrophe zu warnen, dann aber darauf zu warten, bis die Politik etwas unternimmt.

„Munich Re muss eine umfassende Öl- und Gas-Richtlinie verabschieden, die spezielle neue Öl- und Gasprojekte ausschließt. Sie sind ein absolutes No-Go aus Klimasicht – das muss Munich RE in seinem Geschäft klar machen, wenn das Unternehmen seine Glaubwürdigkeit behalten will“, sagte Richter.

Die Organisation SumOfUs hat im Vorfeld der Jahreshauptversammlung eine digitale Protestkampagne gestartet, bei der sie Munich Re auffordert, die „Lücken“ in ihren Öl- und Gas-Richtlinien „zu schließen“.

Das internationale Kampagnen-Netzwerk Insure Our Future kritisierte die Munich Re bei der Ankündigung von Protestmaßnahmen für „fehlende Klimaambitionen“. Der Rückversicherer sollte mit seinen Wettbewerbern gleichziehen und der Klimawissenschaft entsprechende Öl- und Gas-Richtlinien einführen.

„Munich Re vermarktet ihre Produkte und Leistungen auf ihrer Website nach wie vor auch an alle Wertschöpfungsstufen der Öl- und Gasindustrie und wirbt um Kunden, die in hohem Umfang mit fossilen Brennstoffen arbeiten“, so SumOfUs. Damit widerspreche das Unternehmen seinen eigenen Warnungen vor den Auswirkungen des Klimawandels.

„CEO Joachim Wenning unterstrich beim Klimagipfel COP26 in Glasgow und kürzlich erneut in der Presse die Dringlichkeit des Klimaschutzes, und betonte dabei insbesondere, wie wichtig es sei, von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energieträger umzusteigen“, teilte SumOfUs mit.

Die Klimaschützer sagten, Munich Re habe zwar die Versicherung und Rückversicherung von Kohlekraftwerken und Kohlebergwerken auf Projektebene ausgeschlossen, decke den Bereich aber im Rahmen der Vertragsrückversicherung für bestimmte Risikogruppen nach wie vor ab. Vergangenes Jahr sei Munich Re etwa einer der wichtigsten Rückversicherer des polnischen Versicherungsunternehmens PZU gewesen, der einen großen Teil der polnischen Kohleindustrie versichere, so SumOfUs.

Back to top button