Munich Re will in Cyber-Policen Kriege ausschließen

Der Rückversicherer Munich Re will mit veränderten Formulierungen in seinen Cyber-Policen Kriege klar ausschließen, um Streitigkeiten über die Deckung zu vermeiden. Dies sagte der Leiter des Geschäfts mit Cyber-Policen bei Munich Re der Nachrichtenagentur Reuters.

Russlands Einmarsch in der Ukraine hat Versicherer und Rückversicherer weltweit in höchste Alarmbereitschaft im Hinblick auf mögliche Cyber-Angriffe versetzt; 2017 startete Russlands mit dem Erpressungstrojaner NotPetya bereits digitale Angriffe auf ukrainische Organisationen.

Die meisten Cyber-Policen sichern Unternehmen für den Fall eines Cyber-Angriffs gegen den durch eine Betriebsunterbrechung entstehenden finanziellen Schaden und die Kosten für die Reparatur von gehackten Netzwerken ab. Kriege sind in der Regel ausgeschlossen, aber bei den bisherigen Formulierungen gibt es Grauzonen, bei denen es denkbar ist, dass die Versicherten am Ende doch Ansprüche geltend machen können.

Standard & Poor’s (S&P) bezifferte die durch den Ukraine-Krieg verursachten Versicherungsschäden vergangene Woche auf bis zu  35 Mrd. Dollar. In der Luftfahrtversicherung dürften die Schäden den Prognosen zufolge am höchsten sein; hier könnten sich die Ansprüche auf 6 Mrd. bis 15 Mrd. Dollar belaufen. Aber auch andere Spezialbereiche dürften vom Ukraine-Krieg betroffen sein, von Cyber-Produkten über die Absicherung von politischen Risiken bis hin zu Seekrieg-Versicherungen, teilte S&P mit.

Der Versicherungsmarkt in London hat Cyber-Kriege schnell ausgeschlossen. Die Lloyd’s Market Association (LMA) teilte bereits im November 2021 mit, man habe vier Cyber-Klauseln aufgesetzt. Sie bieten Lloyd’s-Syndikaten und ihren (Rück-)Versicherern und Maklern „Optionen im Hinblick auf den Deckungsumfang von Policen für Cyber-Operationen zwischen Staaten, die nicht durch die Definition von Krieg, Cyber-Krieg oder Cyber-Operation, die einem Staat großen Schaden zufügen, ausgeschlossen sind“.

Nach Informationen von Reuters strebt Munich Re für seine Cyber-Versicherungen klarere Kriegsausschlussklauseln auf der Grundlage der Formulierungen der LMA an.

Die Invasion in die Ukraine ist kein „klassischer Cyber-Krieg“, sagte Jürgen Reinhart, Chief Underwriter Cyber bei der Munich Re; es sei aber ratsam, vorbereitet zu sein. „Wir sollten nicht warten …, sondern jetzt handeln“, soll er hinzugefügt haben.

Reinhart sagte Reuters, der Rückversicherer wolle bei seinen Direktversicherungen im Cyber-Bereich neue Formulierungen aufnehmen und schlage seinen Versicherungskunden vor, ähnliche Klauseln einzuführen.

Die Versicherten dürften sich über eine weitere Verschärfung der Versicherungsbedingungen bei Cyber-Versicherungen nicht besonders freuen, aber die Unklarheiten darüber, ob durch die Corona-Lockdowns verursachte Betriebsunterbrechungen mitversichert sind, waren eine bittere Lektion, die gezeigt hat, dass klarere Formulierungen notwendig sind.

„Wir als Versicherungsbranche haben unsere Lektion im Hinblick auf die Pandemie gelernt – und haben zu spüren bekommen, wie schmerzhaft unklare Formulierungen sein können … Unsere Absicht ist es, sehr, sehr klare Formulierungen einzuführen … und Überraschungen zu vermeiden“, sagte Reinhart.

Julia Graham, die Chefin von Airmic, einem britischen Verband für Versicherungs- und Risikomanager in Industrie und Handel, soll den Cyber-Experten der Munich Re zustimmen.

„Auch unter den Airmic-Mitgliedern gibt es große Unsicherheit im Zusammenhang mit Kriegsausschlüssen, insbesondere bei Cyber-Policen. Dass es bei den Cyber-Policen auf dem Markt keine Standardformulierungen gibt, ist nicht gerade hilfreich“, soll Graham gesagt haben.

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