SIRM-Forum – Risikomanager sind Superhelden

Philipp Kristian, Keynote-Speaker und Moderator des SIRM-Forums (Schweizerische Vereinigung der Insurance und Risk Manager), bezeichnete Risikomanager als „Superhelden“.

Er erläuterte, dass sie eine besondere Rolle in der Gesellschaft spielen, weil sie Risiken erkennen und Wege finden, die Gesellschaft vor diesen Risiken zu schützen. Ihre Superkräfte? Sie haben zwei: Vertrauen und gute Daten.

Beide Themen tauchten im Laufe des Nachmittags immer wieder auf. Die Teilnehmer des Forums waren sich im Wesentlichen einig, dass der beste Weg, um in einer sich schnell verändernden Risikolandschaft wirksam zu handeln, darin besteht, schnell und flexibel zu reagieren, insbesondere im Krisenfall.

Das bedeutet, dass man den Mitarbeitern zutraut, auf Basis der Erkenntnisse aus den verfügbaren Daten zu handeln, anstatt in einem engeren, eher prozessorientierten Rahmen zu operieren. Dieses Maß an Flexibilität zu erreichen, scheint eine Herausforderung für den Versicherungssektor zu sein.

Andreas Berger, CEO von Swiss Re Corporate Solutions, stellte fest, dass die Versicherungswirtschaft Mühe hat, mit den Entwicklungen auf dem Markt Schritt zu halten. Er glaubt, dass dies daran liege, dass die Ausbildung wegen ihrer fehlenden Zukunftsorientierung nicht mehr zweckmäßig sei. Er sagte auch, dass im heutigen Geschäftsumfeld Menschen in traditionellen Rollen verstehen müssten, wie Daten ihnen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben helfen können.

Heinrich Lehmann vom Bundesamt für Gesundheit referierte außerdem darüber, wie die Prozesse der Behörde während der Schweinegrippe-Epidemie im Jahr 2009 als zu detailliert empfunden wurden, was ihre Wirksamkeit beeinträchtigte. Eine der wichtigsten Lehren aus der Krise sei die Notwendigkeit einer effektiven Ad-hoc-Reaktion, so Lehmann.

Jürg Meier von Kühne & Nagel stimmte dem zu. Er erläuterte, dass das Schweizer Logistikunternehmen über eine detaillierte Krisenmanagementplanung verfüge, die regelmäßig auditiert und überprüft werde. Keine Planung kann jedoch qualifizierte Mitarbeiter ersetzen, die schnell reagieren und Entscheidungen treffen können, wie die Covid-Pandemie so eindrücklich gezeigt hat. Er sagte: „Wir brauchen Mitarbeiter, die Verantwortung übernehmen, wenn das Handbuch nichts mehr hergibt.“

Wie kann man darauf vertrauen, dass die Mitarbeiter im besten Interesse des Unternehmens handeln? Berger erklärte, dass die Mitarbeiter ihre Entscheidungsfindung optimieren könnten, wenn sie die Strategie eines Unternehmens und deren Bedeutung für sie verstünden. Die Mitarbeiter würden sich bei ihren Handlungen dann vom Unternehmenszweck und einer Kombination aus Abstimmung und Autonomie leiten lassen.

Die zweite Superkraft, die Verfügbarkeit guter Daten, ist der Schlüssel zu fundierten Entscheidungen. Einerseits erfordert dies Investitionen in hochentwickelte Software und Prozesse, damit die Daten auch wirklich so gut sind, wie es angesichts der aktuellen Technologie möglich ist.

Gleichzeitig sind die Daten nur dann wertvoll, wenn sie genutzt und nicht nur irgendwo gespeichert werden. Philipp Kristian sagte: „Daten sind nicht nur der Treibstoff der digitalen Wirtschaft, sie sind das Lebenselixier eines Unternehmens. Ein gesunder Kreislauf und ein ausgewogenes Verhältnis der richtigen Nährstoffe nähren einen Organismus und sorgen für seine anhaltende Dynamik und Vitalität.“

Es herrschte weitgehend Einigkeit darüber, dass die Covid-Pandemie die Digitalisierung in der Wirtschaft um bis zu zehn Jahre vorangebracht hat. Jede Krise hat ihr Gutes, selbst wenn sie so groß und düster ist wie Covid.

Als weiterer positiver Nebeneffekt der Pandemie wurde ein gestiegenes Vertrauen in die Arbeitsbeziehungen festgestellt. Dawn Miller, Regional Executive Officer bei Chubb, erklärte zum Beispiel, dass sie anfangs nicht in der Lage gewesen sei, in die Schweiz zu ziehen, um ihre Position anzutreten, für die sie schon 2020 ernannt worden war. Trotzdem sei es möglich gewesen, dank der Kommunikation über WhatsApp ein gutes Verhältnis zu ihrem Team aufzubauen.

So verheerend die Pandemie auch war, die Teilnehmer des Forums waren sich einig, dass die Versicherungswirtschaft darauf die passende Antwort gefunden und ihre Widerstandsfähigkeit bewiesen hat. Die Herausforderung besteht darin, auf diesen Fortschritten in Zukunft weiter aufzubauen.

Deshalb ist es auch wichtig, die Zusammenarbeit zu stärken. Als Beispiel erläuterte Dr. Alexander Huber, Programme Manager, Global Drug Development bei Novartis, wie das Unternehmen Produktionskapazitäten für den Impfstoff von Pfizer bereitstellt. Er zog ein äußerst positives Resümee: „Jeder tut, was er kann, und alle arbeiten zusammen.“

Die Wirtschaft hat zwei äußerst schwierige Jahre hinter sich. Es gibt eine Reihe von Lehren, die gezogen werden müssen. Sowohl in Bezug auf das, was funktioniert hat, als auch auf das, was hätte besser gemacht werden können.

Dass irgendwann eine Pandemie ausbrechen würde, war abzusehen, aber das hat Covid-19 nicht davon abgehalten, die Welt zum Stillstand zu bringen. Wie konnte das passieren? Die Versicherungswirtschaft muss ein Verständnis für die Eigenschaften globaler Risiken entwickeln, warum sie so sind, wie sie sind, und welche Auswirkungen sie haben können.

Da die Risiken zunehmen und immer stärker miteinander verbunden sind, muss die Versicherungswirtschaft mit der sich verändernden Risikolandschaft Schritt halten. Das bedeutet, sie muss entschlossen eine Vorreiterrolle einnehmen, unterstützt von kritisch denkenden Mitarbeitern, die Zugang zu hochwertigen Daten haben. Außerdem sind vertrauensvolle Arbeitsbeziehungen und eine wirksame Kommunikation zwischen Geschäftspartnern und innerhalb von Organisationen erforderlich.

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