Systemische Risiken und Lieferketten ganz oben auf der Agenda der GVNW-Mitglieder

Adrian Ladbury stellt die wichtigsten Ergebnisse der diesjährigen deutschen Ausgabe unserer jährlichen, von HDI Global gesponserten Risk Frontiers Europe-Umfrage vor.

Die deutschen Risiko- und Versicherungsmanager sind mit den gleichen großen systemischen, gesamtwirtschaftlichen und finanziellen Risiken konfrontiert wie ihre Kollegen in ganz Europa. Aber für eine so exportabhängige und von russischer Energie abhängige Wirtschaft ist es vielleicht nicht überraschend, dass Lieferketten- und Energierisiken derzeit ganz oben auf der Tagesordnung der Unternehmen stehen.

In unserer Risk Frontiers Europe-Umfrage sagte Alexander Mahnke, Präsident des GVNW, dass die Hauptsorge der deutschen Risikomanager nach wie vor systemischen Risiken gilt, auf die der traditionelle Versicherungsmarkt derzeit nur schwer Antworten findet.

„Ganz oben auf der Agenda stehen tatsächlich alle systemischen Risiken. Wir hatten zweieinhalb Jahre lang die Pandemie, steigende Cyberrisiken und Naturkatastrophen, die allesamt von der Versicherungswirtschaft allein nicht adäquat aufgefangen werden können. Mit diesen Risiken verbunden sind die enorme Belastung der Lieferketten und die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, gepaart mit Szenarien wie Cyberangriffen auf die europäische Infrastruktur“, sagte er.

GVNW-Vorstandsmitglied Mathieas Kohl fügte dieser Liste noch die hohe Inflation hinzu. „Die Inflation ist auch mit dem Lieferkettenrisiko verbunden. Wir haben viele Aufträge, aber es dauert wegen der angespannten Lieferketten lange, die Kundenaufträge zu erfüllen. Gleichzeitig steigen die Preise für Zulieferungen, was Druck auf die Gewinnmargen ausübt. Alle Unternehmen mussten sich nach alternativen Lieferketten aus Asien umsehen, weil es Probleme mit der Containerschifffahrt gab, z. B. mit der transsibirischen Eisenbahn. Aber dieser alternative Transportweg ist jetzt natürlich durch die Sanktionen wegen des Krieges in der Ukraine beeinträchtigt, was für deutsche Unternehmen eine große Herausforderung darstellt“, betonte er.

Dirk Förster sagte, dass die Risiko- und Versicherungsmanager in den letzten drei Jahren besonders gefordert waren, und zwar wegen der unerwarteten Beschaffenheit und Größe der Risiken, die plötzlich auftauchten.

„Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass keines dieser Risiken neu ist, aber sie traten völlig unerwartet auf. Wer hätte letztes Jahr um diese Zeit mit einem Krieg in Europa und den darauf folgenden Sanktionen gerechnet? Das macht das Lieferkettenproblem so schwierig. Sanktionen treffen uns, aber hier geht es nicht um die Frage, ob man sie einhalten muss oder nicht. Man muss sie einhalten“, sagte Förster.

Zweifellos ist Deutschland besonders stark von russischer Energie und russischem Gas abhängig. Dies stellt deutsche Unternehmen vor große Herausforderungen in Bezug auf Kosten und Geschäftskontinuität.

Die Mitglieder des GVNW-Ausschusses erklärten, dass die größeren deutschen Unternehmen im Großen und Ganzen auf den Energieversorgungsschock vorbereitet sind, sich aber natürlich Sorgen um die Stabilität der kleineren, unverzichtbaren Zulieferer in der Kette machen.

„Zum Glück sind wir nicht so stark von Gaslieferungen abhängig und wir sind auf alles vorbereitet, was da kommen könnte. Natürlich werden wir alle betroffen sein, aber wir haben eine speziell eingerichtete Taskforce, die eine frühzeitige Reaktion ermöglicht. Wir versuchen, solche Herausforderungen so früh wie möglich zu antizipieren, so wie es die meisten größeren Unternehmen auch tun“, sagte Swen Grewenig.

„Mein Unternehmen bereitet sich natürlich auch vor. Aber es geht nicht nur um die Auswirkungen des Gasmangels auf Unternehmen wie unseres, sondern auch auf unsere Zulieferer, weil wir unsere Rohstoffe von diesen Unternehmen beziehen und sie vielleicht nicht so gut vorbereitet sind. Das hängt alles zusammen“, fügte GVNW-Ausschussmitglied Christian Böhm hinzu.

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