Ukraine-Krieg verschärft Lieferengpässe in der deutschen Automobilindustrie

Engpässe bei Vorprodukten haben zu deutlich niedrigeren Pkw-Neuzulassungen in Deutschland und zu geringeren Exporten geführt, und der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) senkte wegen Russlands Einmarsch in der Ukraine seine Produktionsprognose für dieses Jahr.

Wie der Verband weiter mitteilte, könnten eine mögliche Ausweitung der Sanktionen gegen Russland und zusätzliche „Unsicherheitsfaktoren“ wie Produktionsausfälle in China als Folge der dortigen Null-Covid-Strategie die Lage weiter verschärfen.

2020 verzeichnete die deutsche Automobilindustrie 379,3 Mrd. Euro Jahresumsatz; das sind rund 20 Prozent des gesamten Jahresumsatzes der deutschen Industrie. Rund 67 Prozent aller Premiumfahrzeuge werden vom deutschen Automobilsektor hergestellt. Das ist für die deutsche Wirtschaft ein wichtiger Industriezweig.

Nach Angaben des VDA wurden im März dieses Jahres in Deutschland 241.330 Pkw neu zugelassen, 17 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Im Vergleich zu 2019 ergibt sich in den ersten drei Monaten des Jahres gar ein Rückgang um 29 Prozent. „Fehlende Vorprodukte hatten eine dämpfende Wirkung auf die Produktion“, teilte der Verband mit.

Die Autoproduktion sei in Deutschland im März drastisch zurückgegangen. „Hier war erstmals auch der Einfluss des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zu spüren. Im März fertigten die deutschen Automobilhersteller 267.600 Autos (ein Rückgang um 9 Prozent). Seit Jahresbeginn wurden in Deutschland 829.100 Autos herstellt, 12 Prozent  weniger als im Vorjahr“, so der Verband.

Auch die Fahrzeugexporte, ein traditionell starker Bereich der deutschen Wirtschaft, sind deutlich zurückgegangen. Im vergangenen Monat ergab sich mit 200.000 exportierten Neuwagen ein Rückgang von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Seit Jahresbeginn liegen die Exporte nach Informationen des VDA 15 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum.

Der Verband hat seine Produktionsprognose für 2022 gesenkt. Statt eines Wachstums der inländischen Produktion um 13 Prozent rechnet der VDA für den deutschen Autosektor jetzt nur noch mit einem Anstieg um 7 Prozent auf 3,3 Millionen Autos. Die Auslandsproduktion soll nach den aktualisierten Prognosen noch um 2 Prozent auf 9,6 Millionen Fahrzeuge wachsen. Zuvor war von 5 Prozent Zuwachs ausgegangen worden.

„Diese Anpassungen sind eine erste Reaktion auf den Krieg in der Ukraine und seine Konsequenzen für die Lieferketten und die Weltwirtschaft. Das Umfeld ist extrem dynamisch, insbesondere was eine mögliche Ausweitung der Sanktionen gegen Russland und zusätzliche Unsicherheitsfaktoren wie Produktionsausfälle in China als Folge der dortigen Null-Covid-Strategie betrifft. Dies könnte in den kommenden Monaten zu weiteren Anpassungen der Prognosen führen“, erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

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