Unternehmen sehen sich wegen zunehmender Hochwasser mit neuen Risiken konfrontiert: AGCS

Laut Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) sehen sich Unternehmen mit neuen Risiken konfrontiert, da sich die Gefahrenlandschaft durch Hochwasser verändert hat und das einst klar definierte Risiko „unberechenbar“ und „nie dagewesen“ geworden ist.

In ihrem Global Risk Dialogue-Bericht stellt die AGCS fest, dass das Ausmaß der Hochwasserschäden in Europa, Asien und den USA in diesem Jahr belegt, dass Überschwemmungen immer häufiger, extremer und unvorhersehbarer werden.

Für die Unternehmen bedeutet das, dass sich ihre Risikoanfälligkeit und die Zweckmäßigkeit der heutigen Geschäftskontinuitätspläne erheblich verändert haben.

„Die Hochwasserrisikolandschaft, die bisher durch historische und staatliche Hochwasserkarten und bis zu einem gewissen Grad auch durch lokales Wissen gut definiert war, wird durch unberechenbare und noch nie dagewesene Wettermuster in Frage gestellt“, sagt Boris Gao, Senior Risk Consultant bei AGCS. „Was wir als ‘normal’ akzeptiert haben, wird durch die neuen Realitäten des Klimawandels, der schnellen Urbanisierung und der menschlichen Entwicklung in Frage gestellt. Daraus ergeben sich spezifische neue Risiken für Unternehmen.“

Thomas Varney, Allianz Risk Consulting Regional Manager für Nordamerika, sagt, dass die Überflutungen Sommer in Deutschland an den Hurrikan Harvey aus dem Jahr 2017 erinnerten, der in ähnlicher Weise über Texas tobte wie das Sturmsystem, das im Westen Deutschlands innerhalb von 24 Stunden die Regenmenge eines ganzen Monats ausschüttete. “Wenn man so viel Wasser in kurzer Zeit auf einen beliebigen Ort auf der Welt fallen lässt, wird er unglaublich schnell überflutet.” , sagt Varney.

Viele Unternehmen in Deutschland waren mussten mit Erschrecken feststellen, dass ihre Notfallpläne angesichts der Wassermassen des Sommers schnell überfordert waren, sagt Jürgen Wiemann, Regional Head of Property bei AGCS, Deutschland. Er warnt: „Unsere Risikoingenieure empfehlen allen Unternehmen, Frühwarnsysteme zu nutzen und einen Hochwasser-Notfallplan zu erstellen, um mögliche Schäden zu reduzieren und auf Extremereignisse angemessen vorbereitet zu sein.“

AGCS sagt, dass Pläne für die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs auch Maßnahmen zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit ihrer Standorte vorsehen sollten. Dazu gehören physische Barrieren wie Sandsäcke, aber auch die Sicherung potenzieller „Wurfgeschosse“, einschließlich leerer Container, Dachkonstruktionen und Solarpaneele, die vom Hochwasser weggeschwemmt werden und den Schaden vergrößern könnten.

AGCS rechnet für das eigene Geschäft mit einer „zunehmenden Gefährdung“ durch Überschwemmungen, was auch Auswirkungen auf die Kapazitätsvergabe an die Versicherungsnehmer haben wird.  „Kunden, die uns mit geeigneten Risikomanagementkonzepten überzeugen, werden beim Abschluss von Versicherungsschutz Vorteile haben“, sagt Wiemann. „Versicherer und ihre Firmenkunden müssen sich darauf einstellen, dass Ereignisse, die in den vergangenen Jahrhunderten aufgetreten sind, in den kommenden Jahrzehnten häufiger auftreten könnten.“

Der Bericht prognostiziert, dass in den nächsten zehn Jahren 25 weitere Länder zu den 32 Ländern, die bereits jetzt von zunehmenden Überschwemmungen betroffen sind, infolge des klimatischen und demografischen Wandels hinzukommen könnten.

Der versicherte Schaden aus den Überschwemmungen in Deutschland in diesem Sommer wird sich voraussichtlich auf 7 Mrd. EUR belaufen, nachdem in Westdeutschland innerhalb von 24 Stunden so viel Regen wie sonst in einem ganzen Monat gefallen war. Es folgten Überschwemmungen in Zentralchina, wo die Stadt Zhengzhou innerhalb von drei Tagen die Regenmenge eines normalen Jahres verzeichnete, und der Hurrikan Ida in den USA, der einen versicherten Schaden von 30 bis 40 Mrd. USD verursachte.

Von den geschätzten Überschwemmungsschäden in Höhe von 1 Bio. USD weltweit seit 1980 waren nur 12 % versichert, heißt es in dem Bericht.

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