{"id":74532,"date":"2020-12-04T09:01:13","date_gmt":"2020-12-04T09:01:13","guid":{"rendered":"https:\/\/www.commercialriskonline.com\/?p=74532"},"modified":"2021-08-23T14:59:52","modified_gmt":"2021-08-23T13:59:52","slug":"schweizer-risikomanager-halten-an-pandemieplan-fest-wahrend-sie-sich-auf-harte-erneuerungen-vorbereiten","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.commercialriskonline.com\/schweizer-risikomanager-halten-an-pandemieplan-fest-wahrend-sie-sich-auf-harte-erneuerungen-vorbereiten\/","title":{"rendered":"Schweizer Risikomanager halten an Pandemieplan fest, w\u00e4hrend sie sich auf harte Erneuerungen vorbereiten"},"content":{"rendered":"

Bislang hat der Schweizerische Verband der Insurance und Risk Managers (SIRM) zu den Vorschl\u00e4gen des Schweizerischen Versicherungsverbandes f\u00fcr eine staatlich getragene Pandemieversicherung noch keine formelle Position bezogen.<\/p>\n

Vermutlich liegt dies unter anderem daran, dass sich die Schweizer Risiko- und Versicherungsmanager, wie auch ihre Kollegen in ganz Europa, derzeit ganz auf die Bew\u00e4ltigung einer anscheinend sehr schwierigen Erneuerungsperiode konzentrieren, in der die Preise in den meisten Sparten steigen, w\u00e4hrend die Kapazit\u00e4t gleichzeitig in vielen abnimmt, wie zwei f\u00fchrende SIRM-Mitglieder diese Woche gegen\u00fcber Commercial Risk Europe best\u00e4tigten.<\/p>\n

Man kann davon ausgehen, dass die meisten SIRM-Mitglieder ein solches staatlich getragenes System genauso wie ihre Kollegen in ganz Europa generell unterst\u00fctzen w\u00fcrden. Aber die Einzelheiten des vorgeschlagenen Systems sind im Moment noch unklar, so dass die gezeigte Zur\u00fcckhaltung m\u00f6glicherweise vorerst angebracht ist.<\/p>\n

Mathias Huber, Vorstandsmitglied des SIRM und Group Insurance and Risk Manager der Schweizer Unternehmensgruppe Conzzeta, unterst\u00fctzte in einem pers\u00f6nlichen Gespr\u00e4ch, nicht aber im Namen des Verbandes, die Idee: \u00abIch pers\u00f6nlich halte es f\u00fcr eine gute Idee, aber welche Risiken gedeckt werden sollten und wie, das kann man noch nicht sagen\u00bb, sagte er gegen\u00fcber Commercial Risk Europe.<\/p>\n

SIRM-Vorstandsmitglied Volker Trapp, Mitglied der Fachkommission f\u00fcr Recht & Versicherung bei DHL Global Business Services in Basel, ist sich nicht so sicher, ob so ein System pauschal funktionieren k\u00f6nnte, oder ob ein massgeschneiderter Ansatz aus dem Versicherungssektor sinnvoller w\u00e4re.<\/p>\n

Auf die Frage, ob er eine staatlich getragene Versicherungsl\u00f6sung f\u00fcr Pandemien f\u00fcr sinnvoll halte, antwortete er: \u00abIm Allgemeinen nein, denn eine Gesundheitskrise w\u00fcrde zu viel Kapital erfordern \u2013 viel mehr Kapital, als eine solche Versicherung bereitstellen k\u00f6nnte. Ausserdem sind die finanziellen Erfordernisse in einer solchen Krise recht unterschiedlich. Es gibt Sektoren wie Tourismus, Kultur usw., die stark betroffen sind, w\u00e4hrend andere in unserer gegenw\u00e4rtigen Situation sogar profitieren, wie Pharma und Logistik\u00bb.<\/p>\n

\u00abDar\u00fcber hinaus wissen wir nicht, wie sich k\u00fcnftige Pandemien entwickeln werden. Die Vorhersagen liegen zwischen 100-Jahres-Ereignissen und der zunehmenden H\u00e4ufigkeit solcher Ereignisse (alle 15 Jahre eine Pandemie). Der Versicherungssektor sollte Produkte und Deckungen je Industriesektor entwickeln, um potenzielle k\u00fcnftige Ereignisse abzudecken und Diskussionen zu vermeiden, wie jetzt, wo die Versicherer argumentieren, dass eine Pandemie keine Epidemie ist. Und f\u00fcr den Fall, dass dies nicht ausreichen sollte, kann der Staat \u00fcber den Steuerzahler (was wir alle sind) immer noch einspringen, um die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes zu retten\u00bb, f\u00fcgte er hinzu.<\/p>\n

Die Schweizer Risikomanager haben es aktuell mit dem h\u00e4rtesten Markt seit Jahren zu tun, und den Kollegen in ganz Europa geht es \u00e4hnlich.<\/p>\n

Huber rechnet auf jeden Fall mit einer weiteren Marktverh\u00e4rtung zum Jahresende und dar\u00fcber hinaus und r\u00e4t den SIRM-Mitgliedern, daf\u00fcr zu sorgen, dass sie Maklern und Versicherern m\u00f6glichst aktuelle Informationen vorlegen k\u00f6nnen und sich darauf einstellen, mehr Risiken selbst zu tragen.
\n\u00abJa, eine weitere Verh\u00e4rtung ist sehr wahrscheinlich, und wir sehen einen Kapazit\u00e4tsr\u00fcckgang in der Sparte Financial Lines\u00bb, sagte er. \u00abSchweizer Risikomanager sollten die neuesten Informationen \u00fcber die Risiken ihrer Unternehmen aufbereiten und ihre Versicherungspartner entsprechend unterrichten, um jegliche Unsicherheit f\u00fcr die Versicherungspartner zu vermeiden. Dar\u00fcber hinaus sollte sich jedes Unternehmen auf die \u00dcbernahme von mehr Risiken einstellen. Die bevorzugte L\u00f6sung [h\u00f6here Selbstbehalte, Einsatz von Captives usw.] ist sehr individuell\u00bb, f\u00fcgte Herr Huber hinzu. Andere f\u00fchrende europ\u00e4ische Risikomanagementverb\u00e4nde wie AMRAE in Frankreich und GVNW in Deutschland haben ihre Regierungen aufgerufen, in dieser schwierigen Zeit zu erw\u00e4gen, die Gr\u00fcndung und den Einsatz von Captives zur Unterst\u00fctzung des Risikomanagements f\u00fcr Unternehmen zu erleichtern und attraktiver zu gestalten.<\/p>\n

Captives sind in der Schweiz bereits fest etabliert, mehr noch als in den meisten EU-L\u00e4ndern, so dass Huber keinen konkreten Handlungsbedarf in diesem Bereich sieht.
\n\u00abDie Gr\u00fcndung eines Captive ist ein \u00fcblicher Gesch\u00e4ftsvorgang f\u00fcr Unternehmen, die \u00fcber die n\u00f6tige Finanzkraft verf\u00fcgen, um ihre Risiken selbst zu tragen. Gegenw\u00e4rtig ist das regulatorische Umfeld f\u00fcr die Gr\u00fcndung eines Captive neutral. Daher h\u00e4ngt die Entscheidung \u00fcber die Einrichtung eines Captive wahrscheinlich eher davon ab, ob ein Unternehmen ein hohes Mass an Risiken in einer Captive halten will, als von der regulatorischen Attraktivit\u00e4t\u00bb, sagte er.<\/p>\n

Volker Trapp erwartet bei den kommenden Erneuerungen wegen eines m\u00f6glichen Anstiegs des in dem Sektor investierten Kapitals keinen signifikanten weiteren Preisanstieg. Er bef\u00fcrchtet jedoch einen weiteren Kapazit\u00e4tsabbau in einigen der schwierigeren Sparten wie D&O.<\/p>\n

\u00abIch erwarte keine weitere Verh\u00e4rtung, aber ich rechne mit einer noch st\u00e4rkeren Auswahl an guten Risiken. Aufgrund der niedrigen Zinsen sucht das Kapital nach alternativen rentablen Investitionen, wie z.B. im Versicherungssektor, was weitere Preisanstiege verhindern sollte. Was jedoch passieren kann, ist, dass die Versicherer aus strategischen Gr\u00fcnden beschliessen, aus bestimmten Sparten auszusteigen. Dann wird es schwierig, \u00fcberhaupt noch Kapazit\u00e4t zu finden. Schwierige Sparten sind Kraftfahrzeug, internationaler Transport und D&O\u00bb, sagte er.<\/p>\n

Trapp stimmt mit den meisten europ\u00e4ischen Risikomanagern darin \u00fcberein, dass sie sich in diesem harten Markt intensiv mit Selbstbehalt und Captive-Strategien befassen sollten.
\n\u00abRisikomanager sollten die Selbstbehalte erh\u00f6hen und nur Spitzenrisiken versichern. Dies ist in sich verh\u00e4rtenden M\u00e4rkten immer eine gute Strategie. Captives sind f\u00fcr gr\u00f6ssere Unternehmen besser zu handhaben, aber mit solchen \u00abFinanzvehikeln\u00bb l\u00e4sst sich grunds\u00e4tzlich eine gewisse Unabh\u00e4ngigkeit von volatilen Versicherungsm\u00e4rkten erreichen. Ausserdem erhalten die Unternehmen einen Versicherungsschutz, der besser zu ihrem jeweiligen Risikoprofil passt. Bis zu einem gewissen Grad k\u00f6nnen Risikomanager damit auch Diskussionen mit Versicherern vermeiden, ob und wie ein bestimmter (grosser) Verlust gedeckt wird oder nicht\u00bb, sagte Trapp.<\/p>\n

Die Einbeziehung von Captives in das Solvency II Kapitalad\u00e4quanz- und Berichtssystem (Swiss Solvency Test in der Schweiz) hat in den letzten Jahren zu vielen Diskussionen gef\u00fchrt. Solvency II sah vor, dass die Aufsichtsbeh\u00f6rden einen proportionalen Ansatz verfolgen sollten, aber dies ist nicht wirklich geschehen und hat zu einer erheblichen Belastung und zus\u00e4tzlichen Kosten f\u00fcr die Captive-Eigent\u00fcmer gef\u00fchrt. Volker Trapp sagte, dass die Schweizer Aufsichtsbeh\u00f6rde die Gelegenheit nutzen sollte, um einen speziellen Ansatz f\u00fcr Captives zu entwickeln, was sehr viel Sinn machen w\u00fcrde. \u00abFINMA sollte einen speziellen Solvenz-Stresstest nur f\u00fcr Captives entwickeln und \u00fcbernehmen und keinen allgemeinen Stresstest wie f\u00fcr Versicherer anwenden\u00bb, schlug er vor.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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