Europäische Führungskräfte befürchten steigende D&O-Risiken durch Covid und zunehmende Haftungsansprüche

Ein Viertel der Führungskräfte in Deutschland, Frankreich, dem Vereinigten Königreich, Spanien, Italien und Schweden befürchtet, dass die während der Pandemie ergriffenen Maßnahmen zu Haftungsansprüchen gegen sie führen könnten, und mehr als die Hälfte glaubt, dass ihre persönliche Haftung in den letzten 18 Monaten gestiegen ist, so das Ergebnis einer neuen Umfrage von QBE.

Die Befragung von 3.000 Führungskräften in den sechs Ländern ergab, dass 56 % der Befragten glauben, ihre persönliche Haftung habe sich seit Beginn der Pandemie erhöht. Bei größeren Unternehmen sind es sogar 70 %.

Die Sorge vor einer Zunahme der persönlichen Haftung war in Spanien mit 69 % am größten, gefolgt von Deutschland und Italien mit jeweils 61 %. Danach kamen Frankreich und Schweden mit 58 %, während die Führungskräfte im Vereinigten Königreich mit 48 % die geringsten Bedenken hatten.

Geoff de Mallet Morgan, Leiter des Bereichs Financial Lines bei QBE International, sagte: „In vielen Fällen mussten Führungskräfte in Zeiten erheblicher Belastung mit unvollständigen Informationen wichtige Entscheidungen treffen. Daher ist es keine Überraschung, dass die von uns befragten Personen sich Sorgen über etwaige Schadenersatzansprüche machen, die sich aus den seit März 2020 getroffenen Maßnahmen ergeben. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sie sich an ein beispielloses Arbeitsumfeld anpassen mussten, das zunehmende Risiken in Bezug auf das Wohlergehen der Mitarbeiter und die Cybersicherheit mit sich brachte, während sie gleichzeitig die Finanzstabilität ihres Unternehmens sicherstellen mussten.“

Die größten Sorgen bereiteten die Befragten mögliche wirtschaftliche Probleme wegen der Finanzmarktturbulenzen (27 %), gefolgt von Maßnahmen während der Pandemie (25 %), Befürchtungen in Bezug auf Wettbewerb und Rentabilität (23 %) und Cyberangriffen/Datenverletzungen (22 %).

Aus der Umfrage geht auch hervor, dass 59 % der Befragten der Meinung sind, dass die Unternehmensleitung heute stärker in der Verantwortung steht als in der Vergangenheit.

„Führungskräfte werden in zunehmendem Maße zur Rechenschaft gezogen, wenn ein geschäftliches Problem auftritt. Es ist daher normal, dass die Entscheidungen, die sie während der Pandemie getroffen haben, im Nachhinein überprüft werden und zu Ansprüchen führen können. Dies knüpft auch an die jüngsten Trends an, die wir bei der sozialen Inflation beobachten konnten. Hier führen entschiedene Meinungen über die Leistung und Entscheidungsfindung von Führungskräften dazu, dass diese zunehmend persönlich für ihre Handlungen zur Verantwortung gezogen werden“, so Morgan.

Die Führungskräfte äußerten auch Bedenken, dass sich die Pandemie negativ auf das Risikoprofil ihrer Unternehmen ausgewirkt habe. Etwa 36 % gaben an, dass die Pandemie die finanziellen/wirtschaftlichen Risiken erhöht hat, während 32 % sagten, dass sie die Sorgen um die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter erhöht hat. Fast ein Viertel der Befragten nannte erhöhte Risiken im Bereich der Cybersicherheit oder bei Datenpannen als einen wesentlichen externen Faktor, der sich negativ auf das Risikoprofil ihres Unternehmens auswirke.

Die umfangreiche Erhebung zeigt, dass der Druck auf die Führungskräfte mit der Übernahme von mehr Verantwortung zunimmt. Etwa 68 % der Befragten gaben an, dass ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten in den letzten fünf Jahren zugenommen haben, wobei mehr als ein Viertel (28 %) angaben, dass diese erheblich zugenommen hätten. Als häufigster Grund wurde der verstärkte Einsatz von Technologie und eine Kultur der ständigen Erreichbarkeit genannt.

Mehr als die Hälfte (52 %) der Befragten fühlten sich in den letzten 18 Monaten aufgrund der gestiegenen Arbeitsbelastung und Verantwortung unter Druck gesetzt. Drei Viertel der Befragten gaben an, dass dies negative Auswirkungen auf sie persönlich hatte, einschließlich Stress (36 %) und Schlafstörungen (22 %).

Knapp ein Viertel (23 ) gab an, Angst vor fehlerhaften Entscheidungen zu haben, während 10 % sagten, sie hätten aufgrund ihrer größeren Verantwortung tatsächlich Fehler gemacht.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass Führungskräfte zur Rechenschaft gezogen werden, wenn etwas schief geht, ist nicht nur größer, sondern auch das Ausmaß und die Tragweite ihrer Verantwortung nehmen zu. Dies kann natürlich einen größeren Druck und Stress auf diese Personen ausüben, und wie unsere Untersuchung zeigt, kann dies zu Fehlern und daraus resultierenden möglichen Ansprüchen führen“, so Morgan.

Die Erhebung bringt auch Bedenken über den D&O-Versicherungsschutz zum Vorschein. So glauben nur 30 % der befragten Führungskräfte, dass sie im Falle eines Haftungsanspruchs gegen sie angemessen abgesichert sind. Etwa ein Fünftel (21 %) wünschten sich einen besseren strukturellen Schutz.

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