GVNW-Forum unterstreicht Bedeutung digitaler Versicherungen

Datenqualität und eine intelligente Nutzung verfügbarer Technologien sind der Schlüssel zur Beherrschung einer sich verändernden Risikolandschaft und zur Sicherstellung einer regelmäßigen Kommunikation zwischen den Geschäftspartnern im Bereich des Risikomanagements, so die Teilnehmer eines Forums, das kürzlich vom Gesamtverband der versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW), der Interessenvertretung deutscher Risiko- und Versicherungsmanager, veranstaltet wurde.

An der Veranstaltung nahmen zahlreiche Versicherer teil, die über ihre Erfahrungen mit der Zeichnung internationaler Versicherungen in einem sich wandelnden Risikoumfeld und die wachsende Bedeutung der digitalen Technologie berichteten.

Zu den Anwendungen gehörten die Überwachung politischer Risiken auf globaler Ebene, die Betreuung internationaler Versicherungsprogramme, die Strukturierung des Cyber-Risikomanagements und die Bewertung von Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel.

Bijan Daftari, Country Manager Deutschland und Österreich, und Reto Collenberg, Leiter Internationales Geschäft EMEA und APAC, von Swiss Re Corporate Solutions, präsentierten die Technologieplattform PULSE des Versicherers, die für den Abschluss und die Verwaltung internationaler Versicherungsverträge eingesetzt wird.

Collenberg fasste den Nutzen von PULSE wie folgt zusammen: „Das Portal ist ein Vehikel zur Strukturierung von Daten und zur Standardisierung von Prozessen. Es beseitigt zwar nicht die ganze Komplexität, aber es steigert auf jeden Fall die Effizienz.“

Daftari und Collenberg berichteten, dass nach knapp drei Jahren der Nutzung von PULSE gute Fortschritte zu verzeichnen sind, vor allem im Hinblick auf das Daten- und Prozessmanagement und die Zusammenführung der Marktteilnehmer auf einer Plattform.

Was die aufkommenden Risiken betrifft, so wurde die Aufmerksamkeit unweigerlich auf den Klimawandel und seine Folgen gelenkt.

Holger Geier, Regionalleiter für Sach-, Energie- und Bauschadensforderungen bei der Allianz, wies darauf hin, dass „die Schäden durch Sturzfluten viel höher und kostspieliger sind als die Schäden, die in traditionellen Hochwassergebieten entstehen, die in der Regel in der Nähe von Flüssen liegen“.

Anhand verfügbarer Daten lässt sich abschätzen, dass Sturzfluten in Westeuropa zwischen 2040 und 2070 immer häufiger auftreten werden. Aus den verheerenden Schäden des Sommers müssen auch Lehren gezogen werden.

Dr. Hannes Römer, Experte für Katastrophenrisiken bei der Allianz, sprach über die Bedeutung hochwertiger und aktueller Daten für die Risikomodellierung angesichts der sich verändernden Risikolandschaft.

Die Versicherer betonten auch, dass diese Art regenbedingter Hochwasser jeden überall treffen könne. Dessen sollten sich die Unternehmen bewusst sein und entsprechende Betriebsunterbrechungspläne aufstellen, so die Versicherer. Außerdem müssten Industriegebäude, insbesondere Dächer, mit Notentwässerungssystemen ausgestattet werden.

Zum Thema Cyber sagte Tobias Caspar, Experte für Cyber-Risiken bei AIG: „Laut unserer Schadensanalyse nahmen Cyber-Attacken von 2019 bis 2020 um über 150 % zu.“

Anschließend erläuterte er, wie AIG die Art der Ereignisse, die zu Cyber-Schäden führen, aufschlüsselt und sein Risikomanagement entsprechend strukturiert. Caspar sagte, das Ziel sei es, zu verstehen, warum ein Angriff funktionierte, was dagegen getan werden könnte und sollte und wie das Schadensereignis hätte abgemildert werden können.

„Wenn Sie sich darüber wundern, dass wir so viele Fragen stellen und in bestimmten Bereichen derart ins Detail gehen, dann aus genau diesem Grund [Management von Schlüsselrisiken]“, so Caspar.

Er sprach sich auch für einen partnerschaftlichen Ansatz beim Risikomanagement zwischen Versicherern und ihren Kunden aus, der angesichts der sich ständig verändernden Art von Hackerangriffen von entscheidender Bedeutung sei.

Wie wichtig detaillierte und aktuelle Daten sind, wurde auch bei der Präsentation von Joanna Hitchcock, Underwriting Manager für Politische Gewaltrisiken bei AIG, deutlich. Hitchcock sagte, dass die mit dem Terrorismus verbundenen Risiken nicht nur extrem schadensintensiv sind, sondern auch eine hohe Dynamik aufweisen.

Um diesen Aspekt zu veranschaulichen, verwies sie auf Polen. Obwohl Polen eines der friedlichsten Länder der Welt ist, hat sich die Friedenslage des Landes laut Global Peace Index seit 2020 am stärksten verschlechtert.

Aus diesem Grund setzt AIG ein Überwachungssystem mit der Bezeichnung IHS ein, das jederzeit aktuelle Informationen über die Geschehnisse in einem Land liefert. Das System überwacht auch Aggregationsrisiken im Zusammenhang mit zivilen Unruhen und Terrorismus.

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