Österreichische Regierung warnt vor europaweitem Stromausfall

Die österreichische Regierung hat für diesen Winter vor Stromengpässen gewarnt, da sich der europäische Kontinent gleichzeitig mit den Folgen einer begrenzten Erdgasversorgung, politischen Spannungen und dem langfristigen Übergang zu erneuerbaren Energiequellen konfrontiert sieht.

Die österreichische Verteidigungsministerin Klaudia Tanner warnte vor einem möglichen europaweiten Stromausfall, der Computer, Mobiltelefone und die Stromversorgung in Privathaushalten lahmlegen würde.

Berichten zufolge erklärte Tanner, es gehe nicht um die Frage, ob es einen Stromausfall geben werde, „die Frage ist, wann er eintritt“. Außerdem, so die Ministerin, werde die Gefahr „von allen unterschätzt“.

Die österreichische Regierung hat eine öffentliche Aufklärungskampagne gestartet, um sowohl die Bürger als auch die Unternehmen auf diesen Fall vorzubereiten. Diese Kampagne mit dem Slogan „Was tun, wenn alles steht?” wird den gesamten November über Informationen auf Tausenden von Plakaten und in den sozialen Medien verbreitet.

Neben Ratschlägen für Privathaushalte, wie z. B. genügend Lebensmittel für mehrere Tage zu kaufen und sich mit Kerzen oder batteriebetriebenen Taschenlampen einzudecken, weist die Kampagne auch auf große Herausforderungen für Unternehmen hin.

Weder die Verteidigungsministerin noch andere Regierungsstellen nannten einen offiziellen Grund für die wahrscheinliche Ursache eines möglichen Stromausfalls, aber auch in anderen Kreisen, nicht zuletzt im Energiesektor, wurde zuletzt auf die Gefahr hingewiesen, dass es zu wiederholten Stromausfällen kommen könnte.

Jeremy Weir, CEO des Rohstoffhändlers Trafigura, sprach kürzlich auf einer Konferenz über die Knappheit von Erdgas in der Region.

„Ehrlich gesagt, haben wir im Moment nicht genug Erdgas. Wir haben nicht genug Vorräte für den Winter“, sagte er laut Financial Times. „Daher besteht eine reale Gefahr, dass es im Falle eines kalten Winters zu Stromausfällen in Europa kommen könnte.“

Die Bedenken konzentrieren sich vor allem auf die Rolle Russlands. Präsident Wladimir Putin hat eine Erhöhung der Liefermengen versprochen, doch ist dieses Versprechen offenbar an die Genehmigung der umstrittenen Nord Stream 2-Pipeline durch Deutschland geknüpft, über die Erdgas aus Russland nach Deutschland geliefert werden würde.

Im Oktober erklärte der russische Präsident, dass die staatliche Gasgesellschaft Gazprom ihre Lieferungen über die vorgesehene Pipeline um 17,5 Mrd. Kubikmeter erhöhen könnte, wenn die Aufsichtsbehörden sie „morgen“ genehmigten.

Stattdessen hat die Bundesnetzagentur, die deutsche Energieregulierungsbehörde, die Zertifizierung des Projekts ausgesetzt, was zu einem Preisanstieg von 10 % bei den europäischen Erdgas-Futures führte.

Die Bundesnetzagentur bemängelt, dass der Betreiber der Nord Stream-Pipeline nicht in Deutschland, sondern in der Schweiz ansässig ist. „Die Zertifizierung eines Betreibers der Nord Stream 2-Pipeline kann nur dann erfolgen, wenn dieser Betreiber in einer Rechtsform nach deutschem Recht organisiert ist“, so die Bundesnetzagentur.

Eine weitere Komplikation sind die politischen Spannungen zwischen Weißrussland und der EU, wobei der weißrussische Autokrat Alexander Lukaschenko damit droht, die Gaslieferungen von Russland nach Europa zu blockieren, falls die EU ihre Sanktionen verschärfen sollte.

Mittlerweile hat die Schweizer Regierung im Oktober eine ähnliche Warnung vor Stromausfällen in diesem Winter herausgegeben, nachdem es nicht gelungen war, sich mit der EU auf ein Stromabkommen zu einigen, das eine grenzüberschreitende Stromversorgung vorsieht. Die bilateralen Gespräche über ein solches Abkommen wurden im Mai abgebrochen, und die EU hat seitdem erklärt, dass die Schweiz ohne ein Abkommen keinen weiteren Zugang zum EU-Stromnetz erhalten wird.

Während sich die kurzfristigen Bedenken hinsichtlich der Energieversorgung auf die Verfügbarkeit von Erdgas und politische Spannungen konzentrieren, ist der Übergang zu erneuerbaren Energien eine längerfristige Herausforderung für alle EU-Länder.

Die Schweizer Energiestrategie 2050 sieht vor, die Produktion von Energie aus erneuerbaren Quellen und Wasserkraft zu erhöhen. Die Strategie sieht zudem vor, bis 2040 eine klimaneutrale Stromproduktion von zwei Terrawatt aufzubauen, die durch einen Winteraufpreis finanziert werden soll.

Die Klimapläne der Regierung wurden jedoch von den Wählern zurückgewiesen – ein neuer Gesetzesvorschlag, der dem Land dabei helfen sollte, sein Kohlenstoffemissionsziel im Rahmen des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, wurde im Juni abgelehnt.

Währenddessen ist die Schweiz nach wie vor stark auf nicht erneuerbare Energiequellen angewiesen. Fossile Brennstoffe machen immer noch mehr als 60 % des Gesamtenergieverbrauchs aus, während mehr als 30 % des Stroms aus Kernenergie gewonnen wird. Nur 3,7 % des Stroms stammen aus solarbetriebenen Fotovoltaikanlagen.

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