Risikomanagement auf beiden Risikotransferseiten im Fokus

Der harte Wettbewerb hat die Versicherungsprämien rund 15 Jahre lang niedrig gehalten, doch nun hat sich der Schweizer Markt komplett verändert. In einigen Sparten sind die Kapazitäten knapp geworden und die Preise gestiegen. Die Korrektur, so Marc Luginbühl, Country Manager für die Schweiz beim Risk Frontiers Europe-Sponsor HDI Global, verlief nicht einheitlich. Wie in vielen anderen Ländern in Europa waren bestimmte Risiken stärker betroffen als andere.

Marc Luginbühl sagt auch, HDI Global sei stolz auf seinen individuellen Service, und das sei auf dem Schweizer Markt nicht anders. Deshalb haben er und sein Team viele Stunden in Gesprächen mit den Versicherungskunden verbracht, um sicherzustellen, dass sie mit dem veränderten Umfeld zurechtkommen.

Für die Kunden, die hohen Naturgefahrrisiken oder anderen kritischen Risiken ausgesetzt sind, waren diese Gespräche besonders schwierig.

Und obwohl Luginbühl darauf hinweist, dass es immer noch einige wenige Bereiche gibt, in denen die Versicherungskunden von einer Pauschalprämie oder sogar von Prämiensenkungen profitieren, räumt er ein, dass dies eher die Ausnahme als die Regel sei.

Insgesamt hätten die Versicherten aber verstanden, dass sie einen zuverlässigen Versicherungspartner bräuchten, sagt er. Aus diesem Grund prüfe HDI Global ständig „Geschäftsbedingungen, Formulierungen und Deckungssummen“.

In der jetzigen Marktsituation sind Risikomanagement und Schadensminimierung in den Vordergrund gerückt, und Luginbühl sagt, dass das Angebot von Dienstleistungen, die über den reinen Versicherungsschutz hinausgehen, einschließlich Beratung, zu einem wichtigen Unterscheidungsmerkmal geworden sei, da die Versicherungskunden das Risikomanagement in ihren Unternehmen verbessern wollten.

„Manchmal arbeiten wir vor allem an den Prämien, manchmal an der Deckung und dann wieder an einer Kombination aus beidem“, sagt Luginbühl. „Wir versuchen, ein Gleichgewicht herzustellen, und all diese verschiedenen Elemente stehen im Mittelpunkt unserer Kundenbeziehungen.“

Wie in anderen europäischen Märkten sind die Marktbedingungen für die Linien D&O und Berufshaftpflicht für Schweizer Unternehmen am schwierigsten. Luginbühl weist auch auf das Betriebsunterbrechungsrisiko hin, die für große Unternehmen weiterhin komplex ist.

Da die Lieferketten wegen einer Kombination von Faktoren – von Covid-19 über Naturkatastrophen bis hin zum Brexit – zunehmend unter Druck gerieten, sähen sich die Schweizer Kunden mit wachsenden Herausforderungen konfrontiert, sagt er.

„Wir sind zwar ein kleines Binnenland, aber viele der Schweizer Großunternehmen sind weltweit etabliert und sind auf der ganzen Welt geschäftstätig. Sie haben die gleichen Sorgen wie alle großen multinationalen Unternehmen. Für diese multinationalen Unternehmen ändert sich das Risiko von Naturkatastrophen – die Welt verändert sich“, sagt Marc Luginbühl.

Und dieser Wandel ist nicht auf physische Ereignisse beschränkt. „Wir müssen neue Wege finden, um Dinge wie Cyberrisiken anzugehen“, sagt der Versicherer.

Er ergänzt, dass die Versicherten auf dem Schweizer Markt Captive-Optionen in Betracht zögen, während auch globale Programme stärker genutzt würden. Und Schäden sind ein großes Thema in Bezug auf Service und Beratung.

„Natürlich verändert sich das Umfeld wegen der Zunahme der Schadensfälle. Aber wann immer ein Schadensfall eintritt, wollen wir eng mit dem Kunden zusammenarbeiten und so fair wie möglich sein. Schadensfälle helfen uns auch dabei, festzustellen, was gedeckt werden kann und was nicht. Die Erfahrungen, die wir aus jedem Schadensfall gewinnen, fließen in unser Zukunftskonzept ein. Der ursprüngliche Gedanke der Versicherung ist, dass jeder einen Beitrag leistet, damit Schäden, wenn sie eintreten, gedeckt werden können – und daran hat sich nichts geändert“, sagt Luginbühl.

ERFOLGSFAKTOR KOMMUNIKATION

Auf die Frage, ob sich die Versicherer zu schnell aus bestimmten Sparten zurückziehen oder Ausschlüsse vornehmen, wenn ein Schadensfall eintritt, bekräftigt Luginbühl, dass die Kommunikation mit den Kunden und die Einhaltung des zugrunde liegenden Versicherungsversprechens entscheidend seien.

„Wir schließen Cyberrisiken bei Unfallversicherungen aus, aber unsere Kunden können eine separate Cyberversicherung abschließen. Wir machen die Bedingungen unseres Versicherungsangebots sehr deutlich, damit keine Verwirrung entsteht, wenn es um die Schadensabwicklung geht“, sagt er.

Der Versicherer ist überzeugt, dass die Beziehungen zwischen Versicherten, Maklern und Versicherern in der Schweiz in den letzten Jahren tatsächlich enger geworden sind: „Die Beziehungen sind von entscheidender Bedeutung, wenn wir unsere Kunden angemessen bedienen wollen“, sagt er.

Laut Luginbühl kann man aus den vergangenen Jahren, in denen Covid-19 die Welt heimsuchte, einige Lehren ziehen. „Die Pandemie hat die Welt völlig unvorbereitet getroffen, aber wir müssen für die Zukunft gerüstet sein. Sowohl wir als auch unsere Kunden müssen die Risiken in unseren Portfolios künftig verringern. Wir müssen sicher sein, dass wir die richtigen Risiken versichern – das kommt unseren Kunden zugute und sorgt dafür, dass wir zukunftsfähig bleiben. Es geht darum, widerstandsfähiger zu werden und vorbereitet zu sein“, sagt er.

„Ich möchte, dass die Kunden wirklich verstehen, dass sie vielleicht jahrzehntelang Prämien für ein Risiko zahlen, das möglicherweise nur einmal im Jahrhundert eintritt. Aber dadurch gewährleisten sie, dass die Versicherer, wenn es soweit ist, die Schäden auch zuverlässig abdecken können. Als Versicherer müssen wir in dieser Hinsicht völlig transparent sein“, fährt er fort.

RISIKOMANAGEMENT

Seine zentrale Botschaft ist jedoch, dass dem Risikomanagement in dieser Zeit eine entscheidende Bedeutung zukommt.

„Wir beobachten, dass die Kunden eine höhere Selbstbeteiligung wählen. Damit laden sie sich mehr Risiken in die Bilanzen. Folglich engagieren sich die Kunden stärker, weil sie selbst ein höheres Risiko tragen“, erklärt Marc Luginbühl.

Dies führe dazu, dass Unternehmen mehr in die Risikoprävention investierten. „Die Kunden werden immer anspruchsvoller, und Entscheidungen werden vor allem auf der Ebene der Unternehmensleitung getroffen, da die Vorstände die Kosten nachvollziehen wollen“, sagt er.

Dieser veränderte Ansatz der Schweizer Unternehmen und ihrer Risikomanager spiegele sich auch in der Wahrnehmung von HDI Global wider.

„In der Schweiz waren wir immer in der Lage, unseren Kunden diese Dienstleistungen anzubieten, aber in dieser schwierigen Marktsituation sehen sie uns nicht mehr als reinen Anbieter von Deckungskapazitäten, sondern als einen Akteur der ersten Ebene, der seine Kapazitäten auf globaler Ebene ausspielen kann. Die Unternehmen verhalten sich anders, und die Risikomanager wollen mit den Margen spielen, die auf dem Markt verfügbar sind. Daher arbeiten sie mit uns stärker auf der Primärebene und erlauben uns, die benötigten Kapazitäten bereitzustellen“, resümiert Marc Luginbühl.

 

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