Sauron als Hoffnungsträger für die Stabilisierung des deutschen Industrieversicherungsmarktes

Es kommt nicht oft vor, dass Charaktere aus Der Herr der Ringe ihren Weg in die ewige Debatte über Trends bei den Konditionen im Industrieversicherungsmarkt finden, aber Allianz CEO Oliver Bäte gelang dies während der jüngsten Telefonkonferenz des Münchner Konzerns mit Analysten zur Erläuterung der Ergebnisse für 2020.

Während einer überraschend lebhaften Diskussion mit den normalerweise sehr sachlichen Analysten sagte Oliver Bäte, dass wohl das „Auge Saurons“ auf dem Industrieversicherungsarm der Gruppe – Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) – und insbesondere auf der Rolle der Makler lastet.

„Wir haben Quersubventionen erlaubt, und das muss ein Ende haben“, sagte Bäte und bezog sich damit auf das Privatkundengeschäft, das das Handels- und Firmenkundengeschäft subventioniert, wie SeekingAlpha, ein Berichtsdienst für Unternehmensergebnisse, schrieb.

„Es ist wie das „Auge von Sauron“. Man muss das Auge auf die Dinge richten und aufpassen, dass man die Augen nicht woanders hinwendet. Das ist wirklich wichtig, wirklich, wirklich wichtig. Mein Vater erzählt immer diesen einen Witz: Oliver, nicht du leitest die Firma, die Vermittler leiten die Firma. Wir müssen also sicherstellen, dass wir die Interessen zwischen uns und unseren Vertriebspartnern in Einklang bringen. Ich denke, das steht ganz oben auf der Tagesordnung“, fuhr er fort.

Die Stimmung bei AGCS hat sich im Vergleich zur letzten Zeit deutlich verbessert, da das Unternehmen eine schwierige Phase überwunden hat, in der der ehemalige CEO Chris Fischer Hirs im November 2019 wegen schlechter Ergebnisse durch Joachim Müller ersetzt wurde.

Aber Joachim Müller und sein Team haben sicherlich noch einiges an Arbeit vor sich, wie die Ergebnisse deutlich zeigen. Das ist vermutlich der Grund, warum sich Oliver Bäte die Dienste von Sauron gesichert hat (vermutlich auf beratender Basis und nicht als Angestellter), um die Sanierung voranzutreiben, von der er sich wünscht, dass sie eher früher als später erfolgt.

Die Geschäftszahlen von AGCS waren zweifellos von Covid-19 belastet, wie bei allen anderen Versicherern auch. Aber der Versicherer sah sich auch gezwungen zulasten seines Ergebnisses die Rücklagen um EUR 300 Mio. im vierten Quartal zu stärken, was zu einer verheerenden Schaden-Kosten-Quote von 115,5 % für 2020 führte. Das ist ein Anstieg von 3,2 Prozent im Vergleich zu 2019, trotz spektakulärer Steigerungen der Erneuerungsprämien von durchschnittlich 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Wenn man den Kommentaren Oliver Bätes gegenüber Analysten folgt, wird das Auge Saurons fest auf die Schaden-Kosten-Quote gerichtet sein, von der er hofft, dass sie in diesem Jahr eine deutliche Wende erfährt und bis zum Jahresende auf 98 % fällt.

Es scheint, dass Joachim Müller das tun durfte, was die meisten neuen CEOs in diesem Geschäft gerne tun würden, wenn sie angeheuert werden, um ein Unternehmen zu sanieren: Rücklagen aufstocken, um einen Neuanfang mit einer positiveren Einstellung zu schaffen.

„Ich erwarte, dass dies das letzte Quartal sein wird… in dem wir außerplanmäßige Belastungen [bei] AGCS haben, und danach nicht mehr. Wir erwarten, dass das Unternehmen für das Jahr höchstens eine Schaden-Kosten-Quote von 98 % aufweisen wird. Das ist unsere Erwartung. Wir haben dem neuen Managementteam, das wir Ende 2019 ernannt haben, erlaubt, das zu tun, was wir im Deutschen Tabula rasa nennen, d.h. das Jahr 2020 zu nutzen, um reinen Tisch zu machen und die Rücklagen zu stärken. Jetzt erwarte ich, dass sie den Fokus auf die Zukunft richten und das gute Marktumfeld nutzen, um ein deutlich besseres Ergebnis zu erzielen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Das ist meine persönliche Erwartung“, sagte Oliver Bäte.

Die deutschen Versicherungsmanager werden sich freuen zu hören, dass Joachim Müller und sein Team jetzt einen reinen Tisch vor sich haben. Es war eine schwierige Zeit für das Management, denn AGCS, HDI und andere führende Versicherer in diesem Markt konzentrierten sich ganz auf die Bereinigung ihrer Industrieversicherungsbücher, während sie gleichzeitig die vielen Herausforderungen von Covid-19 zu bewältigen hatten.

Es besteht die Hoffnung, dass durch die Erneuerungsrunden der letzten Jahre die vielen Fehler, die während der langen Marktflaute gemacht wurden, wieder wettgemacht wurden und dass alle Marktteilnehmer jetzt, wo wir hoffentlich die Covid-19-Ära hinter uns gelassen haben, wirklich einen langfristigeren Geschäftsansatz verfolgen werden. Sauron ist vielleicht nicht die erste Person auf der Dinner-Party-Liste der meisten GVNW-Mitglieder, aber vielleicht kann er helfen, etwas Vernunft in einen Markt zu bringen, der in den letzten Erneuerungsrunden extrem angespannt war. Welche Spuren er auf lange Sicht hinterlassen wird, lässt sich dagegen nur schwer vorhersagen!

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