Deutschlands Chemieindustrie steht angesichts des wachsenden Energierisikos „mit dem Rücken zur Wand“

Die Bundesregierung hat ein umfangreiches Reformpaket vorgelegt, das im Rahmen ihrer Bemühungen, die Klimaziele zu erreichen und unabhängig von russischen Energieimporten zu werden, die Produktion von erneuerbarer Energie ankurbeln soll.

Deutschlands Chemieindustrie, der mit einem 2021er Jahresumsatz von 220 Mrd. Euro drittgrößte deutsche Wirtschaftssektor nach der Automobilindustrie und dem Maschinen- und Anlagenbau, begrüßte das Hilfspaket, fügte aber warnend hinzu, dass die Senkung der staatlichen Abgaben noch weiter gehen müsse.

Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), sagte nach der Regierungserklärung: „Angesichts des Krieges ist es essenziell und richtig, dass die Bundesregierung die Energiewende vorantreibt und gleichzeitig auf die Kostenbremse tritt.“

Eines der Kernelemente des Plans der Regierung ist die Beseitigung der EEG-Umlage. Die Abgabe soll den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland mitfinanzieren und über die sogenannte Marktprämie die Differenz zwischen den Stromproduktionskosten und dem Marktpreis ausgleichen.

Der VCI, der 1900 Unternehmen mit insgesamt 530.000 Beschäftigten in Deutschland vertritt, teilte mit, die Entscheidung, die EEG-Umlage auf Null abzusenken, sei angesichts der dramatischen Entwicklung der Energiepreise „dringend notwendig“.

Große Entrup machte jedoch deutlich, dass dies bei Weitem nicht ausreicht: „Viele unserer Unternehmen stehen mit dem Rücken zur Wand. Jetzt müssen alle staatlichen Belastungen auf Energie so weit wie möglich weg – und zwar schnellstmöglich.“

Die Genehmigung von Energieprojekten, insbesondere im Bereich von LNG (Liquified Natural Gas, d.h. verflüssigtes Erdgas), müsse jetzt mit „maximalem Tempo“ vorangehen, um das Energierisiko zu senken, dem die Mitglieder des VCI und andere deutsche Unternehmen ausgesetzt sind.

Um schnell unabhängiger von russischen Energie- und Rohstofflieferungen zu werden, müssten die relevanten Projekte der Energiewende und Versorgung mit Flüssiggas sofort gebaut werden. Es sei gut, so der VCI, dass die Bundesregierung den Ausbau erneuerbarer Energien forcieren will. Dies könne aber nur der Anfang sein, um schnellstmöglich unabhängig von russischen Energie- und Rohstofflieferungen und gleichzeitig klimaneutral zu werden, hieß es von Seiten des VCI.

Große Entrup fügte hinzu: „Wir brauchen jetzt Tempo statt Stempel. Windkraft allein hilft uns nicht. Auch für Industrieanlagen müssen die Genehmigungsprozesse jetzt rasant ‚Tesla-Niveau‘ erreichen.“

Der VCI verwies auf Teslas Gigafactory Berlin-Brandenburg, den ersten europäischen Produktionsstandort des Unternehmens, der noch dieses Jahr fertiggestellt werden soll, als Paradebeispiel dafür, was jetzt schnell notwendig ist; im Brandenburger Tesla-Werk sollen Hunderttausende Fahrzeuge der „Model Y“-Reihe und Millionen von Batteriezellen produziert werden.

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