Die deutschen Risikomanager sollten D&O-Erneuerungen in einem anhaltend schwierigen Markt vorantreiben

Die deutschen Risikomanager sind gut beraten, so früh wie möglich mit der Erneuerung ihrer D&O-Versicherungen zu beginnen, Transparenz zu wahren, gute Risikoinformationen zu liefern und sich frühzeitig mit ihrem Makler abzustimmen, insbesondere wenn ein Wechsel des Anbieters erforderlich ist.

Versicherungsmanager, die eine angemessene Deckung auf dem nach wie vor schwierigen deutschen D&O-Markt sicherstellen wollen, müssen auch alternative Risikotransferlösungen in Betracht ziehen, wie z. B. den Einsatz von Captives, und Investitionen in Spezialressourcen bei Versicherern und Maklern in Erwägung ziehen, um dieses kritische Risiko besser steuern und begrenzen zu können.

Diesen Ratschlag gab Andrea Michalczyk-Schröder, Leiterin der Financial Services Group bei Aon in München, den GVNW-Mitgliedern auf der jährlichen Financial Lines and Cyber Conference des Verbands am 24. März in Köln.

Ähnlich wie bei der Cyberversicherung hat sich der D&O-Markt in den letzten Erneuerungsrunden angesichts steigender Schadenfälle erheblich verhärtet.

Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) lag die von 32 Unternehmen gemeldete Schadenquote in der D&O-Versicherung 2016 bei 99,1 %, 2017 bei 85,3 %, 2018 bei 112,9 %, 2019 bei 85,3 % und 2020 bei 110 %. Im gleichen Zeitraum stiegen die Beiträge von 259 Mio. Euro auf 335 Mio. Euro. Insgesamt zählte der GDV im Jahr 2020 rund 45 D&O-Versicherer zu seinen Mitgliedern, das Gesamtvolumen des D&O-Marktes lag bei 560 Mio. Euro.

Wie bei der Cyberversicherung wird das Schadensszenario von einigen öffentlichkeitswirksamen und großvolumigen Schadenfällen dominiert, wie z. B. gegen Volkswagen wegen Dieselgate, dem Wirecard-Skandal und dem massiven Steuerbetrug beim CumEx-Handel.

Michalczyk-Schröder erklärt, dass die Versicherungsanbieter hierauf mit einem Kapazitätsabbau und strengeren Underwriting-Richtlinien reagiert haben, was im ersten Jahr der Marktverhärtung zu extremen Prämienerhöhungen und im zweiten Jahr zu weiteren Anstiegen führte.

Dieser Markttrend wird durch externe Faktoren wie die Covid-19-Pandemie und geopolitische Entwicklungen wie die russische Invasion in der Ukraine, eine sich abschwächende Weltwirtschaft und die chinesische Immobilienkrise noch verstärkt, erklärte die Aon-Maklerin weiter.

Aus dem vierteljährlichen von Aon zusammengestellten D&O-Preisindex geht hervor, dass die D&O-Prämien in den USA von 2003 bis 2017 deutlich sanken. Dann drehte der Markt plötzlich, und im vierten Quartal 2021 stiegen die Prämien zum 16. Mal in Folge.

Die Maklerin betonte, dass die Schwierigkeiten bei der Sicherstellung einer angemessenen Deckung bestehen bleiben werden. „Erneuerungen werden mehr Zeit in Anspruch nehmen als früher, und in einigen Fällen wird sogar eine Teilnahme der obersten Führungsspitze bei den Erneuerungsrunden verlangt. Die Makler müssen alle verfügbaren Märkte nutzen, um das bisherige Kapazitätsniveau zu erreichen. Überforderte Risikoträger haben knappe Ressourcen und lange Reaktionszeiten. Die wichtigsten Herausforderungen sind Zeit, Kommunikation, Versicherungsumfang und begrenzter Wettbewerb“, warnt Michalczyk-Schröder die deutschen Risiko- und Versicherungsmanager.

Die grundlegende D&O-Kapazität ist von 300 Mio. Euro auf 100 Mio. Euro geschrumpft, ein Zustand, der ihrer Meinung nach nicht fortbestehen kann.

Allerdings sind neue Versicherer bisher nicht am Markt in Erscheinung getreten, während die bestehenden Versicherer ihre maximalen Kapazitäten begrenzt haben und neue Deckungen häufig blockiert werden.

Internationale Programme sind in Bezug auf die D&O-Versicherung schwierig umzusetzen, wegen ihrer “cash before cover”-Bedingungen und späten Registrierungsfristen analog zu Master-Versicherungsprogrammen. In einigen angeschlagenen Wirtschaftssektoren sind die Kapazitäten weggebrochen, erklärte die Maklerin in ihrer Rede.

Die am Markt tätigen Erstversicherer verlagern zudem Kapazitäten in Selbstbehaltpositionen, was zu einer Verringerung der maximalen Kapazität und damit zu „Programmlücken“ führt, so Michalczyk-Schröder.

Die Selbstbehaltsformulierungen enthalten indessen Sonderbedingungen und zusätzliche Ausschlüsse.

Es ist bemerkenswert, dass laut der Aon-Statistik im vierten Quartal 2021 trotz anhaltender Prämien- und Selbstbehaltserhöhungen nur 3,7 % der US-amerikanischen D&O-Kunden den Hauptversicherer wechselten. Diejenigen, die bei gleichem Limit, Selbstbehalt und Anbieter blieben, mussten einen weiteren Prämienanstieg von 4,8 % hinnehmen.

Aon berichtet, dass von 325 deutschen Erstversicherern 267 (82 %) angaben, keine D&O-Versicherungen zu zeichnen, während nur 50 diese anbieten. Von den Peer 30 D&O-Versicherern in Deutschland stehen nur 17 % als Hauptversicherer zur Verfügung.

Andrea Michalczyk-Schröder empfiehlt den deutschen Versicherungsmanagern auf diese schwierige Situation mit einer guten und frühzeitigen Kommunikation zu reagieren.

Die Strategiedebatte muss so früh wie möglich vor der Erneuerung eingeleitet werden. „Nach der Erneuerung ist vor der Erneuerung“, fügt sie hinzu.

Auf Ebene des Risikomanagements und des Vorstands bzw. der Geschäftsführung ist eine gute Unternehmensplanung erforderlich. Eine frühzeitige Abstimmung der Erneuerungsstrategie zwischen Kunde und Makler ist notwendig, ebenso wie frühzeitige Gespräche mit Maklern und Versicherern – “Carrier Management” – fügte die Maklerin hinzu.

Transparenz ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung.

Es bedarf einer guten Aufbereitung der Risikoinformationen, der Bereitschaft zum Risikodialog und hoffentlich auch der Schaffung einer Vertrauensbasis mit den Risikoträgern, merkte Michalczyk-Schröder an.

Die Versicherer müssen frühzeitig über Änderungen der Underwriting-Politik allgemeiner Art und speziell in Bezug auf einzelne Risiken informieren. Die Makler müssen eine „professionelle Kommunikation“ über die Erwartungen und Anforderungen der Parteien führen, fügt sie hinzu.

Die Makler müssen “offene Fragen” mit dem Hauptversicherer klären und bei Bedarf einen Vertrag mit einem neuen Versicherer abschließen, wobei die lokalen Richtlinien und die laufenden Schadenfälle zu berücksichtigen sind, fuhr Michalczyk-Schröder fort.

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