Gesunde Wachstumsprognose für den deutschen Nichtleben-Sektor trotz des Ukraine-Kriegs

Der deutsche Nichtleben-Versicherungssektor soll bis 2026 ein jährliches Gesamtwachstum (CAGR) von 6,8 Prozent erreichen; so sollen die Erstversicherungsprämien nach Daten und Analysen von GlobalData von 165,4 Mrd. Dollar im Jahr 2021 auf 229,6 Mrd. Dollar 2026 anwachsen.

Der Datenspezialist rechnet trotz der negativen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs damit, dass der Nichtleben-Markt in Deutschland 2022 um 4,7 Prozent wächst, und auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) geht davon aus, dass der Krieg das Wachstum im Geschäft mit Lebensversicherungen stärker belastet.

Ashish Raj, Versicherungsanalyst bei GlobalData, sagte: „Nach einem Konjunkturrückgang um 2,1 Prozent im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie dürfte die deutsche Wirtschaft 2022 ein Wachstum von 2,8 Prozent verzeichnen. Die konjunkturelle Erholung wird von umfangreichen fiskalpolitischen Maßnahmen getrieben, zu denen höhere Gesundheitsausgaben, kurzfristige Subventionen zum Erhalt von Arbeitsplätzen, Hilfen für kleine Unternehmen und Selbstständige sowie eine vorübergehende Mehrwertsteuersenkung gehören.“

Wie GlobalData weiter mitteilte, dürfte die Konjunkturerholung das Wachstum des Nichtleben-Versicherungssektors unterstützen, das 2022 bei 4,7 Prozent liegen dürfte.

Ausgehend von den jüngsten Analysen seines Verbands sagte Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen: „Wir rechnen für den gesamten Sektor jetzt mit einem Prämienwachstum von nahezu 2,5 Prozent [Leben und Nichtleben] im Jahr 2022.“ Sollte der Krieg jedoch weiter eskalieren, dürfte das Wachstum insbesondere im Lebensversicherungsgeschäft schwächer ausfallen. „Hier rechnen wir mit einer geringen Steigerung von weniger als 1 Prozent“, so Asmussen.

Vor Kriegsbeginn Ende Februar hatte der Verband für 2022 noch mit einer stärkeren Erholung gerechnet und war für die gesamte Versicherungswirtschaft von einem Prämienwachstum von 3 Prozent und für das Geschäft mit Lebensversicherungen von bis zu 2 Prozent ausgegangen. Im vergangenen Jahr verzeichneten deutsche Versicherer über alle Geschäftsfelder  hinweg einen Anstieg der Prämieneinnahmen um 1,4 Prozent auf 225 Mrd. Euro, teilte der GDV mit. „Vorsorgliche Maßnahmen werden in Krisen gern verschoben“, sagte Asmussen.

Raj von GlobalData sagte, das durch die Pandemie ausgelöste erhöhte Gesundheitsbewusstsein führe zu einer höheren Nachfrage nach privaten Unfall- und Krankenversicherungsprodukten.

„Die Unfall- und Krankenversicherung ist im Direktversicherungsgeschäft mit einem Prämienanteil von 38,8 Prozent im Jahr 2020 die größte allgemeine Versicherungssparte in Deutschland. 2020 wuchs das Segment um 3,6 Prozent, getrieben von einem wachsenden Gesundheitsbewusstsein während der Pandemie und steigenden Gesundheitskosten. Die Pandemie führte in der Krankenversicherung zu höheren Erstattungsansprüchen und erhöhte dadurch den Verlust der Versicherer um 4 Prozent von 36,8 Mrd. Dollar 2019 auf 38,3 Mrd. Dollar 2020. Dies führte zu einer Erhöhung der Beiträge. Für den Zeitraum von 2021 bis 2026 wird für dieses Segment ein jährliches Gesamtwachstum (CAGR) von 7 Prozent erwartet.

Der Markt für Kfz-Versicherungen wird davon profitieren, dass die Bundesregierung die Verbreitung von Elektrofahrzeugen forciert, prognostiziert Raj.

„Die Kfz-Versicherung ist mit einem Prämienanteil von 23,4 Prozent im Jahr 2020 die zweitgrößte Versicherungssparte. Das Segment verzeichnete 2020 ein Wachstum von 1,1 Prozent, getrieben von einer Erholung des Absatzes in der Automobilindustrie nach einem anfänglichen Rückgang nach der Pandemie“, sagte der Analyst.

„Die Bemühungen der Regierung, die Nutzung von Elektroautos aktiv zu fördern und den Verkauf bis 2030 auf sieben bis zehn Millionen Fahrzeuge zu steigern, wird die Versicherer veranlassen, Produkte für dieses Segment zu entwickeln. In der Folge dürfte die Kfz-Versicherung von 2021 bis 2026 eine jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 4,5 Prozent aufweisen“, sagte Raj weiter.

Niedrige Hypotheken- und Immobilienzinsen werden das Wachstum im Markt für Immobilienversicherungen vorantreiben, so der Analyst.

„Immobilienversicherungen sind mit einem Prämienanteil von 17,2 Prozent im Jahr 2020 die drittgrößte Versicherungssparte. Dem Segment wird für 2021 bis 2025 ein jährliches Wachstum (CAGR) von 9,4 Prozent prognostiziert, getrieben von einem Zuwachs der Immobilienverkäufe aufgrund der niedrigen Hypotheken- und Immobilienzinsen.“

Zum weiteren Ausblick sagte Raj: „Die konjunkturelle Erholung in Deutschland dürfte in den nächsten beiden Jahren aufgrund des Anstiegs neuer Corona-Fälle und der negativen Auswirkungen des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine schwach bleiben. Im Lauf der nächsten fünf Jahre werden jedoch steigende Gesundheitskosten, ein stärkeres Wachstum der Industrie und eine höhere Immobiliennachfrage für mehr Wachstum in der allgemeinen Versicherungswirtschaft sorgen.“

Back to top button