Kommentar des Herausgebers: Partnerschaftliche Zusammenarbeit ist entscheidend bei der Vorbereitung deutscher Risikomanager auf schwierige Erneuerungen

Die Diskussion auf dem hervorragenden virtuellen Symposium des GVNW wurde erwartungsgemäß von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und des sich immer schneller verhärtenden Marktes für Unternehmenskunden in Deutschland und ganz Europa beherrscht.

Der deutsche Markt war bereits vor der Pandemie im Wandel begriffen, als führende Versicherer entschieden, in Kerngeschäftsfeldern, wie der industriellen Feuerversicherung, Versicherungen zu Prämien zu zeichnen, die sich als profitabel herausstellen sollten und kein Verlustgeschäft mehr sind. Auch in anderen Kerngeschäftsfeldern wie Cyber und D&O stiegen die Prämien, während die Kapazitäten zurückgingen.

In seiner Grundsatzrede auf dem letztjährigen Symposium, das vor dem Ausbruch der Pandemie stattfand, erinnerte GVNW Vorstandsvorsitzender Alexander Mahnke die Versicherer daran, dass die Rentabilität nicht nur von der Höhe der Prämien abhängt, sondern auch eine Konzentration auf die Kosten erfordert.

Alexander Mahnke wies zu Recht darauf hin, dass die Versicherer und Makler ihre überhöhten Kosten in den Griff bekommen müssen und nicht einfach unabhängig von ihrer Schadensbilanz und ihren Kompetenzen im Risikomanagement den Schwarzen Peter auf die Kunden abwälzen dürfen.

Die Pandemie hat natürlich die Marktverhärtung beschleunigt, da die Versicherer mit direkten Verlusten konfrontiert sind, die laut Lloyd’s mehr als USD 200 Mrd. betragen könnten. Tatsächlich kündigte Lloyd’s in der Woche nach dem GVNW-Symposium an, dass der Versicherer mit Bruttoschäden von über USD 5 Mrd. rechnet, was bereits eine erhebliche Steigerung gegenüber der im Mai veröffentlichten Schätzung von USD 4,3 Mrd. darstellt.

Die Pandemie wird sich auch auf das Prämienvolumen auswirken, da die Insolvenzen zunehmen und das Nullzinsumfeld dazu führt, dass die Versicherer nur sehr wenig Spielraum haben, steigende Verluste und sinkende Volumina durch Kapitalerträge auszugleichen.

Alexander Mahnke und seine Kollegen vom GVNW verstehen natürlich die wirtschaftlichen Zusammenhänge und rechnen sicher damit, dass sich die Pandemie in gewisser Weise negativ auswirken wird. Gleichzeitig sehen sie sich jedoch alle demselben Druck zur Kostensenkung ausgesetzt, um ihr eigenes Unternehmen besser vor der kommenden Rezession zu schützen.

Diese schwierige Situation erfordert vor allem eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Die Versicherer müssen mit den Maklern zusammenarbeiten, um als Ausgangspunkt Kostenineffizienzen zu beseitigen. Darüber hinaus müssen sie mit Maklern und Risikomanagern zusammenarbeiten, um so früh wie möglich Erneuerungsgespräche zu initiieren, unmissverständlich deutlich machen, welche Kapazitäten auf welcher Grundlage angeboten werden, und vor allem Panik und Drama in letzter Minute vermeiden.

Wenn die Antwort nein lautet, muss der Versicherer sie so früh wie möglich geben, damit der Kunde nach Alternativen suchen kann, sei es mit anderen Versicherern oder alternativen Lösungen. Die Hoffnung, dass es am Ende des Tages gut gehen wird, kann nicht die Handlungsbasis sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde zurückkommt, wenn der Versicherer in der nächsten Schwächephase des Marktes wieder auf den Kunden angewiesen ist, ist weitaus geringer, wenn der Kunde vom Versicherer in letzter Minute mit wenig oder keiner Erklärung oder Warnung fallengelassen wird.

Ein weiteres Schlüsselthema des diesjährigen Symposiums ist die Notwendigkeit der GVNW-Mitglieder, Alternativen zu suchen, da bezahlbare Kapazitäten knapp werden. Eine gründliche Überprüfung des Risikoengagements ist zu diesem Zeitpunkt zweifellos erforderlich, und es müssen schwierige Entscheidungen getroffen werden, welches Exposure beibehalten werden kann und welches auf jeden Fall übertragen werden muss. Captives sind hierfür und insbesondere für sogenannte Emerging Risks bestens geeignet.

Es wäre für die deutschen Verantwortlichen im Risiko- und Versicherungsmanagement äußerst hilfreich, wenn die deutsche Regierung und das Bafin ähnlich wie die französische Regierung ihre Bereitschaft signalisierten, über eine Lockerung der Regeln zur möglichen Gründung eines Captives nachzudenken.

Ich hoffe, Ihnen gefällt unser erster deutschsprachiger GVNW-Newsletter und würde mich über Rückmeldungen freuen.

Adrian Ladbury
Editorial director
Commercial Risk Europe

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