Mahnke fordert von den Versicherern mehr Augenmaß im Jahr 2021

Alexander Mahnke, Vorstandsvorsitzender des Gesamtverbands der Versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW), hat die Marktteilnehmer in der Unternehmens- und Industrieversicherung zu deutlich mehr Augenmaß bei der Erneuerung der Versicherungsverträge im Jahr 2021 aufgerufen, nachdem die Mitglieder des Verbands zum Jahresende unter drastischen Strategiewechseln, sprunghaften Preissteigerungen und schwindenden Kapazitäten in vielen Sparten zu leiden hatten.

Mahnke sagte in einem Interview mit Commercial Risk, dass es deutschen Versicherungsmanagern sehr schwerfällt, ihren Chefs zu erklären, warum ein langjähriger Partner die Sach- oder allgemeinen Haftpflichtrisiken eines Unternehmens weiterhin abdecken soll, während er sich gleichzeitig vollständig aus der D&O-Deckung zurückzieht, wie in einigen Fällen vorgekommen ist.

Die Kommunikation seitens der Versicherer war in diesem sich verhärtenden Markt meist sehr schlecht, was die Versicherungsmanager in eine sehr schwierige Lage brachte.

CEOs und CFOs fragen ihre Versicherungsmanager natürlich, wie der vermeintlich vertrauenswürdige und langfristige Versicherungspartner erwarten kann, weiterhin Geschäfte mit dem Unternehmen zu machen, aber nicht mit dem Geschäftsführer dieses Unternehmens, wenn er die D&O-Deckung verweigert oder stark eingeschränkte Deckungsbedingungen zu enorm überhöhten Prämien anbietet, so Alexander Mahnke.

Der Vorstandsvorsitzende des GVNW sagte, dass internationale Versicherer verstehen müssten, dass der deutsche Markt anders funktioniert als z.B. der US-Markt, wo es grundsätzlich eher akzeptiert wird, dass die Anbieter abhängig von Rentabilitätstrends in verschiedene Sparten und Märkte ein- und aussteigen.

Er führte aus, dass deutsche Unternehmen sehr viel Wert auf langfristige Beziehungen legen und wies darauf hin, dass diejenigen Versicherer, die jetzt eine Deckung in Bereichen wie D&O oder Cyber ablehnen, es sehr schwer haben werden, in ein paar Jahren wieder an den Markt zurückzukehren, wenn sich ihre Strategie ändert. „Ich denke, dass einige Versicherer schockiert sein werden, wenn sie feststellen, dass die Kunden eine zukünftige Zusammenarbeit ausschließen“, sagte er.

Mahnke ergänzte, dass sich das Verhalten bei den letzten Erneuerungen in den kommenden Monaten nicht wiederholen dürfe.

Die Anbieter müssen sich zurücknehmen, ihren Ansatz überdenken und vor allem die Kommunikation deutlich verbessern, damit die anstehenden Erneuerungen für die GVNW-Mitgliedsunternehmen wieder „berechenbarer“ werden.

„Eigentlich hat sich das Marktumfeld im letzten Jahr kaum verändert. Die Hauptthemen sind knappere Kapazitäten und steigende Prämien sowie die damit verbundene Kommunikation. Die Preisgestaltung steht nicht mehr so sehr im Vordergrund, denn das war unvermeidlich, weil die Versicherer während der Marktschwäche in diesem Bereich seit geraumer Zeit kein Geld mehr verdient haben und nun wieder profitabel arbeiten müssen. Es war eher die Art und Weise, wie es ablief: Einige Versicherer zogen sich einfach plötzlich aus bestimmten Sparten wie D&O zurück oder verringerten ihre Kapazitäten drastisch und ohne große Vorankündigung. Es wurde meist sehr schlecht kommuniziert, und das behagt uns gar nicht“, sagte Alexander Mahnke gegenüber Commercial Risk.

„Wenn Sie als Versicherungsmanager zum CEO oder CFO gehen und sagen, wir haben Probleme, eine angemessene Deckung zu finden, ohne hierfür 100 % mehr zu bezahlen, dann wird er sagen: OK, keine gute Nachricht, aber was müssen wir tun, wie können wir uns vorbereiten? Das Problem war, dass dies manchmal sehr spät vor den Erneuerungen zum 1. Januar kommuniziert wurde und sich dann wie Erpressung anfühlte. Sagt der CEO: Also, die Versicherer wollen unser Sach- und Haftpflichtversicherungsprogramm weiterlaufen lassen, aber D&O nicht mehr abdecken? Das macht keinen Sinn und so funktioniert das Geschäft in der Regel nicht“, fuhr er fort.

Alexander Mahnke stellte zu Recht die Frage: Wie können die Underwriter ihren Chefs erklären, dass sie die Risiken in der Vergangenheit so stark unterbewertet haben, wenn sie jetzt die massiven Erhöhungen rechtfertigen müssen?

Ein ähnlicher Trend ist leider auch auf dem deutschen Cyber-Markt zu beobachten. Mahnke wies darauf hin, dass die meisten Versicherer vor einigen Jahren noch verzweifelt darum bemüht waren, das neue Cyber-Geschäft zu gewinnen, um das Wachstum während der Marktschwäche zu unterstützen, und hierfür bereit waren, das Geschäft zu jedem Preis abzuschließen. Jetzt hat sich das Blatt plötzlich gewendet, und die Kapazitäten schwinden, was viele Kunden in eine schwierige Lage bringt.

Der Schlüssel für die Zukunft liegt für den gesamten Markt darin, herauszufinden, wie man aus dieser chaotischen Situation herauskommt und zu einem geordneteren Prozess zum Nutzen aller Marktteilnehmer zurückkehren kann, sagte Alexander Mahnke.

„Es geht vor allem um Kommunikation. Jetzt ist Zeit für die Versicherer und Rückversicherer, mit ihren Kunden über ihre Anliegen zu sprechen, und die Makler müssen ebenfalls einbezogen werden. Diese Gespräche müssen jetzt geführt werden. Das mag unangenehm sein, aber sie müssen stattfinden, damit wieder Berechenbarkeit einkehrt“, ergänzte er weiter.

Mahnke wies auch darauf hin, dass sich der Versicherungsmarkt für Unternehmen von dem für Privatkunden unterscheidet und dass die Führungskräfte der Versicherungsunternehmen dies verstehen müssen.

Obwohl unbestritten ist, dass bestimmte Sparten wie D&O oder Cyber aufgrund steigender Schadensfälle unter Druck stehen, müssen die Versicherer in Gesprächen mit Großunternehmen einen breiteren Ansatz verfolgen, wenn sie ihre Rolle innerhalb des Gesamtprogramms behalten wollen.

Und natürlich müssen die Versicherer auch ihre internen Kosten genau unter die Lupe nehmen, bevor sie ihren wichtigsten Kunden dramatische Änderungen der Geschäftsbedingungen zumuten, unterstrich Alexander Mahnke.

Die Versicherer können nicht erwarten, dass Unternehmenskunden unangemessene Prämienerhöhungen widerstandslos hinnehmen, vor allem, wenn sie über eine gute individuelle Schadenbilanz verfügen, nur damit die Versicherer ihre Margen stabil halten können, ohne dabei ihre eigene Kostenbasis durch die Einführung effizienterer Prozesse und Technologien in den Griff bekommen zu müssen, sagte er.

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